[69] Eine andere Seite des Teichs. Hinter der Szene Geschrei.
Hülfe! 's meine Tochter! Sackerment und all das Wetter! Graf! reicht mir doch die Stange: daß Euch die schwere Not.
Major Berg trägt Gustchen aufs Theater. Geheimer Rat und Graf folgen.
MAJOR. Da! – Setzt sie nieder. Geheimer Rat und Graf suchen sie zu ermuntern. Verfluchtes Kind! habe ich das an dir erziehen müssen! Kniet nieder bei ihr. Gustel! was fehlt dir? Hast Wasser eingeschluckt? Bist[69] noch mein Gustel? – Gottlose Kanaille! Hättst du mir nur ein Wort vorher davon gesagt; ich hätte dem Lausejungen einen Adelbrief gekauft, da hättet ihr können zusammen kriechen. – Gott behüt! so helft ihr doch; sie ist ja ohnmächtig. Springt auf, ringt die Hände; umhergehend. Wenn ich nur wüßt, wo der maledeite Chirurgus vom Dorf anzutreffen wäre. – Ist sie noch nicht wach?
GUSTCHEN mit schwacher Stimme. Mein Vater!
MAJOR. Was verlangst du?
GUSTCHEN. Verzeihung.
MAJOR geht auf sie zu. Ja verzeih dir's der Teufel, ungeratenes Kind. – Nein Kniet wieder bei ihr. fall nur nicht hin, mein Gustel – mein Gustel! Ich verzeih dir; ist alles vergeben und vergessen – Gott weiß es: ich verzeih dir – Verzeih du mir nur! Ja aber nun ist's nicht mehr zu ändern. Ich hab dem Hundsfott eine Kugel durch den Kopf geknallt.
GEHEIMER RAT. Ich denke, wir tragen sie fort.
MAJOR. Laßt stehen! Was geht sie Euch an? Ist sie doch Eure Tochter nicht. Bekümmert Euch um Euer Fleisch und Bein daheime. Er nimmt sie auf die Arme. Da Mädchen – Ich sollte wohl wieder nach dem Teich mit dir Schwenkt sie gegen den Teich zu. – aber wir wollen nicht eher schwimmen als bis wir's Schwimmen gelernt haben, mein ich. – Drückt sie an sein Herz. O du mein einzig teurester Schatz! Daß ich dich wieder in meinen Armen tragen kann, gottlose Kanaille! Trägt sie fort.[70]
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Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung
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