6.

[3] So selig zu plaudern, daß Stunden

Wie Träume vergehn,

Wie rasch dann die Zeit entschwunden,

Am Dunkeln der Kerze nur sehn,

Das ist's, was so traulich uns macht

Die sausende, brausende Winternacht.


Zu plaudern und wieder versunken

In uns allein,

Von innerster Wonne trunken,

Vertieft in Gedanken sein,

Das ist's, was zum Frühling uns macht

Die sausende, brausende Winternacht.


Zu scheiden, das Haustor entriegeln

Und scheidend das Glück[3]

Mit einem Kusse besiegeln,

Ein Gruß noch, ein Wink noch zurück! –

Lebt wohl, o Stunden, so selig verbracht

In der sausenden, brausenden Winternacht!

Quelle:
Hermann von Lingg: Ausgewählte Gedichte, Stuttgart u. Berlin 1905, S. 3-4.
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