Waldnacht

[79] Wie uralt weht's, wie längst verklungen

In diesem tiefen Waldesgrün,

Ein Träumen voller Dämmerungen,

Ein dichtverschlungnes Wunderblühn!


Durch dieser Laubgewölbe Mitten,

Sprich, bist du schon auf irrer Bahn

Um Mitternacht dahingeschritten?

Dann hebt auch hier der Zauber an.


Des Wolfs durchschossne Augen funkeln,

Um schwarze Wipfel kreist der Weih,

Im Moor auf Felsen glüht im Dunkeln

Der Hirsche moderndes Geweih.


Vorüber jagt auf Flammenhufen

Erlkönig sein goldmähnig Roß;[79]

Die Geige tönt, die Flöten rufen,

Er reitet auf sein Elfenschloß.

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Hermann von Lingg: Ausgewählte Gedichte, Stuttgart u. Berlin 1905, S. 79-80.
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