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[173] Geh nicht vorüber an den Armen
Mit kaltem Pharisäerblick,
Laß ihnen einen milden, warmen
Mitleid'gen Liebesgruß zurück.
Denk', wenn du selbst zur Qual geboren,
In Schmutz und Schmach das Licht erblickt,
Ob du die Tugend dir erkoren
Und still dich in dein Los geschickt.
Durchblätt're deines Herzens Falten,
Durchkrame deiner Seele Spind,
Viel Böses ist darin enthalten,
Das Laster ist des Elends Kind.
Stoß keinen Bettler von der Pforte
In sein erbärmliches Geschick,
Du hältst vielleicht mit einem Worte
Von sich'rer Untat ihn zurück.
Es ist kein Mensch so schlecht auf Erden,
Es ist kein Mensch so hoffnungsarm,
Es kann ihm doch geholfen werden
Von seiner Not und seinem Harm.
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Und liegst du in den letzten Zügen,
Fällt dir vielleicht sein Dankblick ein,
Sanft wird er in den Tod dich wiegen,
Und leicht wird dir das Sterben sein.