An die Mutter

[105] Ich hab gefehlt, und du hast es getragen,

So manches Mal und, ach, so lang, so schwer.

Wie das mich nun bedrückt, kann ich nicht sagen;

O komm noch einmal, einmal zu mir her!


Du starbst ja nicht; du bist hinaufgestiegen

Zu reinen Geistern, meiner Mutter Geist.

Ich weiß, du siehst jetzt betend mich hier liegen;

O komm, o komm, und sag, daß du verzeihst!


Komm mir im Traum; komm in der Dämmerstunde,

Wenn, Stern um Stern, der Himmel uns umarmt.

Bring mir Verzeihung, und bring mir die Kunde,

Daß auch die Seligkeit sich mein erbarmt![105]


Quelle:
Himmelsgedanken. Gedichte von Karl May. Freiburg i.Br. (1900), S. 105-106.
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