Reue

[143] Herr, schau mich an! Ich lieg vor dir im Staube,

Und bis du mich erhörst, so lange bleib ich liegen.

Wie Noah damals ausgesandt die Taube,

So laß ich mein Gebet nach deiner Gnade fliegen.

Ich sündigte im Himmel und vor dir;

Verzeihe mir, mein Gott, verzeihe mir!


Herr, schau mich an! Ich lieg vor dir im Staube,

Ein bittend Kind vor seines Vaters Thüre.

Ich hatte dein vergessen, doch erlaube,

Daß mich die Reue wieder zu dir führe.

Ich will hinfort dir gern gehorsam sein;

O laß, mein Gott, o laß mich wieder ein!


Herr, schau mich an! Ich lieg vor dir im Staube,

Doch hör ich schon des Engels Schritte klingen.

Er naht und wird mir Alles, was ich glaube,

Verzeihung, Hilfe und Erlösung bringen.

Er führt mich wieder, wieder zu dir hin,

Und ich, ich fühl, daß ich im Himmel bin![143]


Quelle:
Himmelsgedanken. Gedichte von Karl May. Freiburg i.Br. (1900), S. 143-144.
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