Der Mensch

[194] Es kam ein Gast, von Gott gesandt,

Herab ins ferne Erdenland,

Um sich in irdschen Stoff zu kleiden

Und mit und in ihm wieder aufzuschreiten.


Nun hält die Fremde am Gewand

Ihn fest mit neidisch starker Hand

Und lügt, er könne hier auf Erden

Auch ohne Himmel wieder himmlisch werden.


Sie schmeichelt zärtlich dem Verstand,

Bis ihre List ihn übermannt,

Sich ihr als Pflegling anzutragen

Und seiner Heimath gänzlich abzusagen.[194]


Er opfert die Vernunft als Pfand

Und ist nun so an sie gebannt,

Daß ihn selbst Gott aus seinen Ketten

Allein durch Liebe nicht vermag zu retten.


Es wird darum ihm nachgesandt

Ein starker Engel, Leid genannt,

Der soll den Armen wiederbringen.

Wird es gelingen oder nicht gelingen – –?[195]

Quelle:
Himmelsgedanken. Gedichte von Karl May. Freiburg i.Br. (1900), S. 194-196.
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