Zweyte Scene.

[49] Ganymed, Vorige.


GANYMED.

O Spektakel über Spektakel!

APOLLO.

Was ist geschehn?

MERKUR.

Ist ein Ochs auskommen? ah, den muß ich auch sehn.

APOLLO.

Was gibts denn? eine Hetze, eine Execution oder ein Fest?

GANYMED.

Wann heute nit der Himmel einstürzt, so steht er fest.

Die Juno hat der Venus den Krieg erklärt –

MERKUR.

Ich halts mit der Juno, die hat 'n Zunge, wie ein Schwert.[49]

APOLLO.

Ich mit der Venus, ich bin ein alter Sünder,

Und Lieb und Poesie sind halt Geschwisterkinder.

GANYMED.

Der ganze Olymp ist in zwey Parteyen getheilt,

Einer flucht, einer lacht, einer weint, einer heult.

Die Juno hat den Bratspies in der Hand zu kommandiren

Und laßt sich just ein Panzermieder schnüren.

Die Venus hat in der Rage einen Besen erwischt,

Und ihren Feinden schon einen Schminktransport abgfischt.

Alle Köchinnen sind bewaffnet in einem Corps,

Sie halten statt den Schildern 's Nudelbret vor.

Die Stubenmenscher haben sich unter einem Unterrock versammelt

Und den Eingang zu ihnen fest verrammelt,

Das wird ein Kampf! – Das kann man leicht schließen,

's Blut wird, ich sag's voraus, Eimerweis fließen.

MERKUR.

Da leidet michs nimmer, das seh ich an,

Ich hab heut in der Schreibstube schon genug gethan.


Ab.


APOLLO.

Ein Dutzend Federn hat er geschnitten, jetzt lauft er fort;

Ich thu zwar auch nichts, aber ich sag doch kein Wort.


Ab.


GANYMED.

Juchhe, jetzt bekommt der Olymp erst ein Leben,

Jetzt wird es alle Tag etwas neues geben.

Wo 's so still hergeht, lebt sich's langweilig schlecht,

Im Kriege ist eben, sagt's weise Menschengeschlecht.


Ab.


Quelle:
Carl Meisl: Theatralisches Quodlibet, Pesth 1820, S. 49-50.
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