Achtzehnter Auftritt

[149] Fritz, das Laster, die Armut und die Schande.


FRITZ. O weh, das heißt wohl vom Pferd auf den Esel versetzt, das ist ein Unterschied, wie zwischen einem Badnerkipfel und einem Kommißbrot. Herr von Laster, was sollen das für Gespäße sein?

LASTER. Es ist Ernst, lebe wohl!

FRITZ. Ach, du willst mich verlassen?

LASTER. In der Höhle des Elends verläßt selbst das Laster seine Geweihten. – Adieu! Ab.

FRITZ. Verdammte Geschichte, ich bin fremd wie ein Bauer in der Residenz. Wenn nur die Frau von Satire noch da[149] wäre, aber auch die schaut sich nit mehr nach mir um – so ist's, wenn man sich mit Weibsbildern einlaßt, die man nit kennt; was das für Gesichter sind, die helle Schwärz schaut heraus, die eine hat mich heut schon angebettelt, die kenn ich, die wird sich jetzt nit schlecht revanchieren; ich muß sie halt doch anreden. Gute Freundin! Zur Armut.

ARMUT. Da iß –

FRITZ. Abgenagte Beine soll ich essen, ich bin ja kein Hund.

ARMUT. Ich nähre mich damit.

FRITZ. Wenn's nur gut anschlagt.

ARMUT. So trink halt wenigstens!

FRITZ. Was soll ich denn trinken?

ARMUT. Tränen!

FRITZ. Ich hab keinen Durst; ich will mich an die andere Person wenden. Die tragt einen Voile nach der Mode, die wird g'wiß redseliger sein. Sagen Sie mir, können Sie mir auch keine Auskunft geben?

SCHANDE. O ja – Seufzer!

FRITZ. Das ist zum Tollwerden! Tränen und Seufzer, jetzt werd ich's bald glauben, daß ich wieder auf der alten Welt bin, wo Seufzer und Tränen an der Tagesordnung sind.


Quelle:
Das Wiener Volkstheater in seinen schönsten Stücken. Leipzig 1960, S. 149-150.
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