Biographie

Johann Heinrich Merck (Gemälde von J. H. Strecker, 1770)
Johann Heinrich Merck (Gemälde von J. H. Strecker, 1770)

1741

11. April: Johann Heinrich Merck (eigentlich Johann Heinrich Reimhardt der Jüngere) wird in Darmstadt als Sohn eines Apothekers geboren. Sein Vater stirbt drei Wochen vor der Geburt.


1752

Merck besucht das Pädagogium in Darmstadt, das im pietistischen Glauben erzieht und Wert auf das Erlernen von modernen Fremdsprachen legt. Zu seinen Mitschülern gehören Helferich Peter Sturz und Georg Christoph Lichtenberg.


1757

Herbst: Beginn des Studiums der Theologie in Gießen.


1759

Sommer: Merck setzt sein Studium in Erlangen fort.

Er schließt sich der Deutschen Gesellschaft an.

Bekanntschaft mit Johann Hermann von Riedesel, dem späteren Freund Winckelmanns.

Reisen zu Kunststätten in Süddeutschland.


1762

Merck beginnt ein Studium an der Dresdener Kunstakademie, deren Direktor Christian Ludwig von Hagedorn einen tiefen Einfluß auf ihn ausübt.

Mercks Übersetzung von Frances Hutchesons »Untersuchung unserer Begriffe von Schönheit und Tugend in zwo Abhandlungen« erscheint.


1763

Mercks Übersetzung von Joseph Addisons Trauerspiel »Cato« erscheint.


1765

Mercks Übersetzung von Thomas Shaws »Reisen oder Anmerkungen verschiedene Theile der Barbarey und der Levante betreffend« erscheint.

Merck wird Hofmeister eines Adligen und reist mit diesem in die Schweiz.

Liebesbeziehung zu Louise Françoise Charbonnier, die er in Morges kennenlernt.


1766

Bei einem Aufenthalt in Südfrankreich erfährt Merck von der Schwangerschaft der jungen Schweizerin und kehrt in die Schweiz zurück.

3. Juni: Heirat mit Louise Françoise Charbonnier in Morges.

Anschließend Übersiedlung nach Darmstadt.


1767

Sekretär der Geheimen Kanzlei am Darmstädter Hof.

Dienstliche Reise nach Kassel.


1768

Ernennung zum Kriegszahlmeister.


1770

Durch Mercks Vermittlung lernt die zu seinem Darmstädter Freundeskreis gehörende Caroline Flachsland ihren späteren Ehemann Johann Gottfried Herder kennen.


1771

Merck beteiligt sich an der Herausgabe der von Andreas Peter Hesse herausgegebenen privaten Darmstädter Ausgabe der »Oden und Elegien« Friedrich Gottlieb Klopstocks.

Dezember: Durch Vermittlung von Johann Georg Schlosser wird Merck mit Johann Wolfgang von Goethe bekannt, mit dem ihn bald eine enge Freundschaft verbindet.


1772

Januar: Merck wird Herausgeber der »Frankfurter Gelehrten Anzeigen« und gewinnt u.a. Schlosser, Goethe und Herder zu Autoren der Zeitschrift. Mit dem berühmten Jahrgang 1772 tritt die junge Generation der Stürmer und Dränger erstmals als Gruppe in Erscheinung.

Merck wird Mitarbeiter von Friedrich Nicolais »Allgemeiner deutscher Bibliothek«.

Merck besorgt die Drucklegung von Goethes und Herders Programmschrift »Von deutscher Art und Kunst«.

Gemeinsam mit Goethe publiziert er einen Nachdruck von Oliver Goldsmith's »The Deserted Village« in Originalsprache.

Durch Merck wird Goethe mit dessen Darmstädter Kreis bekannt.

Dezember: Auseinandersetzungen mit der Zensur führen zum Ausscheiden von Merck aus der Redaktion »Frankfurter Gelehrten Anzeigen«.


1773

Dienstliche Reise nach St. Petersburg.

»Rhapsodie« (Verssatire).

Beginn der Mitarbeit an Christoph Martin Wielands Zeitschrift »Deutscher Merkur«.

Juni: Merck besorgt die Drucklegung von Goethes »Götz von Berlichingen«.


1774

Nach dem Tod der Erbprinzessin Henriette Caroline, der »Großen Landgräfin« (Goethe), bemüht sich Merck vergeblich, andernorts eine Anstellung zu erhalten.

Er erhält den Titel eines Kriegsrates am Darmstädter Hof.


1775

»Paetus und Arria. Eine Künstlerromanze«.

Begegnung mit den Brüdern Friedrich Leopold und Christian Graf zu Stolberg.


1776

Mercks Übersetzung von Peter Simon Pallas' »Reise durch verschiedene Provinzen des Russischen Reichs« beginnt zu erscheinen (3 Bände bis 1778).

Freundschaftliche Beziehung zu Matthias Claudius, der bis 1777 in Darmstadt lebt.


1777

Der Roman »Geschichte des Herrn Oheims« erscheint in Wielands »Deutschem Merkur«.


1778

Merck publiziert anonym ein »Raisonnirendes Verzeichniss aller Kupfer- und Eisenstiche ... Albrecht Dürers«

Reisebegleiter der Herzogin Anna Amalia auf deren Rheinreise von Frankfurt am Main nach Düsseldorf.

Merck versucht wiederholt vergeblich, in verschiedenen Städten eine Anstellung zu finden. Auch Versuche einer freien Unternehmerschaft scheitern.


1779

Aufenthalt in Weimar.

»Eine Landhochzeit«.


1780

Nach dem Sturz des Darmstädter Regierungspräsidenten Friedrich Carl von Moser bemüht sich Merck erneut vergeblich um eine Anstellung an anderen Orten.


1781

»Lindor, eine bürgerlich-deutsche Geschichte« (Roman).


1782

Beginn der Beschäftigung mit naturwissenschaftlichen Fragen, besonders zur Paläontologie, Osteologie, Mineralogie und Botanik. Merck tritt in Verbindung mit führenden Naturwissenschaftlern Europas, u.a. mit Joseph Banks, Pieter Camper und Samuel Thomas von Soemmerring.

»Lettre à Mr. De Cruse sur les os fossiles d'éléphans et de rhinocéros, qui se trouve dans le pays de Hesse-Darmstadt« (Abhandlung, 3 Teile bis 1786).


1784

Reise nach Holland (bis 1785).


1786

Reise in die Schweiz.


1788

Erneute Reise in die Schweiz.


1790

Reise nach Paris. Aus Begeisterung für die Errungenschaften der Französischen Revolution schließt er sich dem Jakobinerklub an. Von einflußreichen französischen Emigranten wird er deshalb angefeindet.

»Deutsches Lesebuch für die ersten Anfänger«.

Merck befaßt sich mit industriellen Unternehmungen, die jedoch mißglücken.


1791

27. Juni: Aus Verzweiflung über den Verlust von fünf Kindern, über seine mißglückten Unternehmungen und die gesellschaftlichen Zustände in Deutschland setzt Johann Heinrich Merck seinem Leben ein Ende.

Buchempfehlung

Ebner-Eschenbach, Marie von

Der Vorzugsschüler / Der Herr Hofrat. Zwei Erzählungen

Der Vorzugsschüler / Der Herr Hofrat. Zwei Erzählungen

Zwei späte Novellen der Autorin, die feststellte: »Eine gescheite Frau hat Millionen geborener Feinde: alle dummen Männer.«

72 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon