Novembersonne

[47] In den ächzenden Gewinden

Hat die Kelter sich gedreht,

Unter meinen alten Linden

Liegt das Laub hoch aufgeweht.


Dieser Erde Werke rasten,

Schon beginnt die Winterruh –

Sonne, noch mit unverblaßten,

Goldnen Strahlen wanderst du!
[47]

Ehe sich das Jahr entlaubte,

Gingen, traun, sie müßig nie.

Nun an deinem lichten Haupte

Flammen unbeschäftigt sie.


Erst ein Ackerknecht, ein Schnitter,

Und ein Traubenkoch zuletzt,

Bist du nun der freie Ritter,

Der sich auf der Fahrt ergetzt.


Und die Schüler, zu den Bänken

Kehrend, grüßen jubelvoll,

Hingelagert vor den Schenken,

Dich als Musengott Apoll.

Quelle:
Conrad Ferdinand Meyer: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Band 2, München 1968, S. 47-48.
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