Eins und alles

[123] Meine Liebe ist groß

wie die weite Welt,

und nichts ist außer ihr,

wie die Sonne alles

erwärmt, erhellt,

so tut sie der Welt von mir!


Da ist kein Gras,

da ist kein Stein,

darin mein Liebe nicht wär,

da ist kein Lüftlein

noch Wässerlein,

darin sie nicht zög einher!


Da ist kein Tier

vom Mücklein an

bis zu uns Menschen empor,

darin mein Herze

nicht wohnen kann,

daran ich es nicht verlor!


Meine Liebe ist weit

wie die Seele mein,

alle Dinge ruhen in ihr,[124]

sie alle, alle

bin ich allein,

und nichts ist außer mir!

Quelle:
Christian Morgenstern: Sämtliche Dichtungen. Abteilung 1, Band 3, Basel 1971–1973, S. 123-125.
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