[20] Bertha. Scheffler.
BERTHA von links – im ernsten Tone. Verzeihe –
SCHEFFLER. Was hätte ich zu verzeihen –?
BERTHA. Daß ich Dein Zimmer betrete – ich hatte vorhin hier etwas liegen lassen. Sucht auf dem Tisch links.
SCHEFFLER für sich. Dieser kalte gemessene Ton – Indem er sie betrachtet. und doch ist sie so hübsch – auch mit dem Ernst in dem lieben Gesicht. – Am liebsten möcht' ich ihr um dem Hals fallen. –
BERTHA für sich. Ich hoffte, er würde mir entgegenkommen – aber er bleibt starr und eigensinnig.
SCHEFFLER für sich. Und nun ist der Unglücksmensch im Nebenzimmer – wenn er herauskäme – es würde sie noch mehr reizen.
BERTHA. Er rührt sich nicht – auch gut – ich thue keinen Schritt entgegen. Sieht die Reisetasche von Steinkirch. Was ist denn das dort –[20]
SCHEFFLER. Oh weh! Das? – Eine Reisetasche!
BERTHA. Willst Du auch verreisen?
SCHEFFLER. Nein – aber – Bei Seite. was sag' ich nur Laut. es ist – ich habe – da im Nebenzimmer –
BERTHA. Ich verstehe nicht, was Du sagen willst?
SCHEFFLER. Ich theilte Dir schon mit, daß ich einen neuen Schreiber anstellen muß – er ist angekommen.
BERTHA. Das ist ja gut!
SCHEFFLER. Er ist da drin – da –
BERTHA. So – nun –? Sieht ihn verwundert an.
SCHEFFLER. Der Wirth hatte mir versprochen, im dritten Stock für ihn eine Stube abzutreten – ich wollte eben sehn, ob dieselbe für ihn in Ordnung ist. Trocknet sich die Stirn.
BERTHA. Laß Dich nicht abhalten.
SCHEFFLER. Die Sache ist in wenigen Minuten abgethan! – Bei Seite, im Abgehen. Oh! Oh! – Ab durch die Mitte.
BERTHA. Ist es wohl erhört?! An meinen Kummer, meinen Schmerz denkt er nicht – aber das Zimmer für seinen Schreiber – das scheint ihm von der größten Wichtigkeit. Oh – sie verdienen es nicht, diese Männer, daß wir unsere Liebe an sie verschwenden – hart – sehr hart ist es, hinter den Schreiber rangirt zu werden. Weint.