6. Auftritt.

[43] Franz. Scheffler.


FRANZ. Die Herrschaften sind noch bei Tisch. Wollen Sie nicht gefälligst in's Speisezimmer treten, Herr Doctor! Eine Schüssel in der Hand.

SCHEFFLER durch die Mitte. Nein, nein – ich habe nur ein paar Worte mit dem Herrn Commerzienrath zu reden. Ich lasse ihn bitten – auf einen Augenblick.

FRANZ. Wie Sie wünschen! Will ab nach rechts.

SCHEFFLER. Franz –

FRANZ. Herr Doctor – Wendet sich um.

SCHEFFLER. Es ist besser, nennen Sie nicht meinen Namen – sie rufen mich sonst hinein. Sagen Sie: ein fremder Herr ließe bitten –

FRANZ. Verstehe, Herr Doctor – ganz wohl. Ab rechts.

SCHEFFLER. Ob ich wohl heut einen Augenblick Zeit finde zu meiner Rede. Zieht ein Manuscript aus der Tasche. Ich begreife gar nicht, wie das werden soll. Lesend, mit aufgetragener Betonung. »Wie die Töne in ihrem Zusammenstimmen erst die volle Harmonie erzeugen – so ist's auch[43] in der menschlichen Gesellschaft.« Sprechend. Es ist ein bischen Unsinn – aber es klingt doch. Wie vorhin. »Der Einzelne kann nur Unvollkommenes leisten!« Sprechend. Eigentlich auch ein bischen Unsinn – der Einzelne kann sehr Viel leisten, aber es klingt auch. Wie oben. »Die Harmonie aber ist es – die Harmonie – meine verehrten Festgenossen« – Sprechend. immer kommt mir der Gedanke an Bertha zwischen die Harmonie – ich komme zu keinem vernünftigen Satz. – Sieht in sein Manuscript.


Quelle:
Gustav von Moser: Lustspiele. Band 1, Berlin 1873, S. 43-44.
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