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[18] Schliess, Amor, trautes Kind
Schliess, holder Gott, geschwind
Der Augen Zauberschein;
Der Schlummer wartet dein,
Mit ihm ein Frühlingsträumchen.
Dort am Orangenbäumchen
Schläft's noch, vom Flattern matt,
Auf einem Blüthenblatt.
Bald säuselt es dir zu
Und senkt sein Goldgefieder
Dir auf die Augenlieder,
Und süsse, süsse Ruh.
O schliess den Zauberschein
Der Augen, und schlaf ein!
Die schönste Rose trägt,[18]
Von Floren selbst gepflegt,
Im Purpurschooss dein Bettchen;
Dich deckt ein Nelkenblättchen;
Von Balsamdüften bist
Du lieblich übergossen,
Von Mondenglanz umflossen,
Vom Sternenlicht geküsst.
Still feiert rings die Nacht;
Zephyre halten Wacht
Um die erwählte Rose,
Geschmückt mit zartem Moose
Und wiegen sanft dich ein;
Auch flechten Amoretten
Dir schöne Silberketten
Aus Mond- und Sternenschein;
Jetzt lassen sie sich nieder,
Und senken ihr Gefieder
Und schlummern gähnend ein.
Nur du wachst noch allein!
O schliess die Augen zu!
Der Erdkreis liegt in Ruh,
Entschlummert schweigt der Hain,
Kein Laut entbebt den Triften
Kein Wiederhall den Klüften;
Die Nachtigall allein,
Die Heroldin der Liebe,
Sie sinkt verschmähte Triebe.
O gieb der Armen Ruh!
O schliess dein Auge zu!
So stillst du ihre Pein.[19]
Schlaf, trautes Kind,
Schlaf ein!