Der Gießbach bei Seeberg

[288] Alle Felsen will er zerbrechen,

Und er zerbricht und zerschäumet nur sich.

Von Klippe zu Klippe

Springt er mit Brausen,

Spritzend und sprudelnd,

Als hätt' er Meere

So zu vergeuden.


Und unten im Thale,

Wo ist er geblieben?

Im Sande schleicht er

Matt und verschmachtend,

Und die Berge

Stehn und schauen

Stolz und höhnend

Auf ihn nieder.


Oder meinen sie dich,

Erdensöhnchen,

Das wie der Gießbach

Stürmet und stürzet und brauset durch's Leben?


Quelle:
Wilhelm Müller: Gedichte. Berlin 1906, S. 288.
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