Vierzehnter Auftritt

[285] Titus allein, im Schlafe sprechend.


TITUS. O – zartes – Ha – Handerl. – Man hört von außen das Geräusch eines in das Tor einfahrenden Wagens, gleich darauf wird stark geläutet, Titus fährt aus dem Schlafe empor. Was war das?! Mir scheint gar – Läuft zur Mitteltür. Ein Bedienter stürzt sich hinaus – die Gnädige kommt nach Haus – jetzt werd' ich vorgestellt. Richtet seinen Anzug. Mein Anzug ist ganz derangiert – 's Krawatel verschlafen – wo is denn g'schwind ein Spiegel?! – Lauft zu einem an der Kulisse links hängenden Spiegel, sieht hinein und prallt zurück. Himmel und Erden, d' Perücken is weg! – Sie wird mir im Schlaf hinunterg'fall'n[285]Läuft zum Lehnstuhl und sucht. Nein, weg, verloren, geraubt! Wer hat diese Bosheit? – Da ist Eifersucht im Spiel! Othellischer Friseur! Pomadiges Ungeheuer! das hast du getan! Du hast den gräßlichen Perückenraub begangen! Jetzt, in dem entscheidendsten, hoffnungsvollsten Moment stehe ich da als Windlicht an der Totenbahr meiner jungen Karriere! Halt – er is da drin und frisiert die Tour der Gnädigen – der kommt mir nicht aus; du gibst mir meine Perücken wieder, oder zittere, Kampelritter, ich beutl' dir die Haarpuderseel' bis aufs letzte Stäuberl aus'm Leib! Stürzt wütend in die Seitentür ab.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 285-286.
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