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[293] Vorige. Emma aus der Seitentüre links.
EMMA. Mama, ich komme, die Constanze zu verklagen, sie hat mich durch ihr Benehmen gezwungen, sie eine dumme Gans zu heißen.
TITUS für sich. Daß doch immer eine der andern was vorzurupfen hat.
FRAU VON CYPRESSENBURG. Du wirst ihr sogleich den Dienst aufkünden, der Constanze mündlich, der Gärtnerin und dem Friseur schriftlich.
EMMA. Schön, liebe Mama!
TITUS sich erstaunt stellend. Mama?!
FRAU VON CYPRESSENBURG. Ja, dies ist meine Tochter.
TITUS. Ah! – nein! – nein! – hör'n Sie auf! – Nein, das ist nicht möglich!
FRAU VON CYPRESSENBURG. Warum nicht?
TITUS. Es geht ja nicht hinaus mit die Jahre.
FRAU VON CYPRESSENBURG sich sehr geschmeichelt fühlend. Doch, mein Freund.
TITUS. So eine junge Dame, und diese große Tochter? nein, das machen Sie wem andern weis; das ist eine weitschichtige Schwester, oder sonst himmelweit entfernte Verwandte des Hauses. Wenn ich Euer Gnaden schon eine Tochter zutrauen soll, so kann sie höchstens – das is aber schon das Höchste – so groß sein –
Zeigt die Größe eines neugebornen Kindes.
FRAU VON CYPRESSENBURG. Es ist so, wie ich gesagt; man hat sich konserviert.
TITUS. Oh, ich weiß, was Konservierung macht; aber so weit geht das Konservatorium nicht.
FRAU VON CYPRESSENBURG huldreich lächelnd. Närrischer[293] Mensch, – ich muß jetzt zur Toilette eilen, sonst überraschen mich die Gäste; du, Emma, begleite mich. – Zu Titus. Ich sehe Sie bald wieder.
TITUS wie vom Gefühle hingerissen. Oh, nur bald! Tut, als ob er über diese Worte vor sich selbst erschrocken wäre, faßt sich, verneigt sich tief und sagt im unterwürfigen Tone. Nur bald ein Geschäft, wo ich meinen Diensteifer zeigen kann.
FRAU VON CYPRESSENBURG im Abgehen. Adieu! Mit Emma zur Seitentür links ab.
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Der Talisman
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