Zweiter Auftritt

[502] Anton, dann Gluthammer, und ein Bursche, der den Teil eines eisernen Geländers trägt.


ANTON nach dem Balkon, Mitte des Hintergrundes sehend. Wenn s' nacher herauskommen, die ganze G'sellschaft, und der Herr sieht, daß die Altan noch kein G'länder hat, da krieg' ich wieder d' Schuld.

GLUTHAMMER tritt durch die Mitteltür links herein, und trägt mit Anstrengung ein eisernes Balkongeländer; ein Bursche, der einen Teil des Geländers trägt, kommt mit, und geht, nachdem er es auf den Balkon gestellt hat, sogleich ab. Meiner Seel', so ein eisernes G'länder wägt über sieben Lot.

ANTON. Na endlich! ich hab' schon g'laubt, der Herr Gluthammer laßt uns sitzen.

GLUTHAMMER. Von unsern Ort bis da herüber is über a halbe Stund, wenn man leer geht; jetzt wenn man so ein G'wicht tragt, und a paarmal einkehren muß, da is a halber Tag weg, man weiß nicht wo er hinkommen is.

ANTON. Ja, das Einkehrn, das hat mich auch schon oft in der Arbeit geniert.

GLUTHAMMER. Wir werden gleich fertig sein.


Öffnet die Balkontür, tritt hinaus und stellt das Geländer auf.


ANTON. Nicht wahr, das is völlig schauerlich, wenn man über die Altan ins Wasser hinunterschaut?

GLUTHAMMER. 's Wasser is halt immer ein schauerlicher Anblick.

ANTON. Und was 's da draußt für ein' Zug hat.

GLUTHAMMER. Mir scheint, von dem Zug hat der Fluß so 's Reißen kriegt.

ANTON. Ich hätt' eher das Fenster, was da war, zumauern lassen, unser Herr aber laßt's zu einer Tür ausbrechen, und eine Altan' bau'n, wegen der Aussicht; lauter so verruckte Gusto.

GLUTHAMMER. So, jetzt werden wir gleich –


Fängt an, tüchtig daraufloszuhammern.


ANTON. Aber Freund, was fallt ihm denn ein, so einen Lärm zu machen; da drin is Tafel.[502]

GLUTHAMMER. Ja, glaubt denn der Mussi Anton, ein eisernes Geländer pickt man mit Heftpflaster an?

ANTON. Da darf jetzt durchaus nicht klopft werd'n!

GLUTHAMMER. Na, so lassen wir's halt derweil stehen, bis später. Läßt das unbefestigte Geländer auf den Balkon stehen, und verläßt denselben.


Man hört im Speisesalon Mitte rechts den Toast

ausbringen: »Der Herr vom Hause lebe hoch!«.


GLUTHAMMER. Da geht's zu! Ihr müßt einen recht fidelen Herrn haben.

ANTON. Seine Gäst sein fidel, aber er – keine Spur. Ich muß jetzt nachschau'n, ob s' kein frischen Champagner brauchen. Geht in den Speisesalon Mitte rechts ab.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 502-503.
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