Eilfte Scene

[34] MARIE traurig, den Brief zerknitternd. Bin ich net e recht dumm Ding! Ich sitz do un grehm mich, un er sitzt im Werthshaus und denkt: Die kann mich lahfe losse, un stutzt mit seim Datterich, wo der Kerl so verruffe is, wie des Koborjer Geld. Ich muß doch des sauwer Biljetche noch emol läse; vorhin sinn mer all die Buschdawe uf dem Babier erum gedanzt. Sie liest.


»Göttin meines Herzens!

Wenn die Hoffnung, Gnade vor Ihren Vergißmeinnichtaugen gefunden zu haben, mich nicht täuschte; – wenn Amors Pfeil, der mein Herz durchbohrte, auch Ihren Busen durchdrang; – wenn ich Ihre berauschenden Blicke recht verstanden habe: o, dann wäre das Glück von Millionen Elend gegen meine Seligkeit zu nennen!«


Wos verrickt Zeig!

»Wollen Sie diese Seligkeit krönen? O, so erscheinen Sie morgen Abend um acht Uhr an dem Teiche des Herrngartens,[34] wo Philomele ihre Minnelieder seufzt: zu Ihren Füßen werde ich Ihnen dort meine Liebe stammeln. Ich bringe Ihren Herrn Vetter, meinen edeln Freund Datterich, mit.

Bis in den Tod der Ihrige,

Schmidt.«


Den hot der Kall net geschriwwe: so Sache bringt Der net uf. Den hot-em der Datterich gemacht, der ungehengt Dieb, des is so e Fedderfuchser. Er is grood wie sei beeser Geist, der-en zu alle Deiweleie perschwadirt: awwer ich bin gut davor, wann's e Hell gibt, der kimmt enei mit Strimp un Schuh: um mich hot er'sch vadient! Ab.


Der Vorhang fällt.


Ende des dritten Bildes.

Quelle:
Ernst Elias Niebergall: Datterich. Berlin 1963, S. 34-35.
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