Zweite Szene

[136] Verwandlung.

Eine Straße in Rom vor dem päpstlichen Palast. Trübe, naßkalte Morgendämmerung; an einer Ecke ein tiefherabgebranntes flackerndes Öl-Licht. – Totenstille.

Eine Türe am päpstlichen Palast öffnet sich leise und heraus tritt das Weib, die Röcke knapp zugebunden, die halb entblößte Brust vor Kälte schützend, mit verwirrten Haaren und hohläugigen Blicks, übernächtigt und abgeschlagen; macht die Türe leise hinter sich zu; schlürft einige Schritte vorwärts; sie hat zweierlei Pantoffel an, beide zu groß, in den Ohren und am Hals Brillantschmuck, schaut sich scheu und vorsichtig um; da bricht der.


TEUFEL der bis dahin ungesehen längs einer Dachrinne im Schatten gestanden, hastig hervor, auf sie zu, gebieterisch. Jetzt zu den Kardinälen! Dann zu den Erzbischöfen! Dann zu den Gesandten! Erst zu den Gesandten der italienischen Staaten; dann zu den fremdherrlichen Gesandten! Dann zum Camerlengo! Dann zu den Neffen des Papstes! Dann zu den Bischöfen! Dann durch alle Klöster durch! Dann zu dem übrigen Menschenpack! – Tummle dich und halte die Rangordnung ein! – Weib langsam ab.


Der Vorhang fällt.

Schluß.


Quelle:
Oskar Panizza: Das Liebeskonzil und andere Schriften. Neuwied und Berlin 1964, S. 136.
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