Von Schimpff das 25.

[22] Der Bauer verjoucht ein Hasen.


Es was ein Bauer nit weit von der Narrenkappen, der het ein Garten, da kam ein Haß yn, der thet im vil Schaden, als der Nar meint. Da bestalt er ein Edelman, der solt den Hassen vertreiben und[22] fahen. Der Edelman kam reiten, und bracht fünff oder sechs Hund mit im und jagt den Hasen in dem Garten mit einem grosen Geschrei. Der Haß entgieng inen, er wüst durch den Zaun hinuß und ward im nit. Diser Rüter mit den Hunden thet dem Buren me Schaden in einer Stund, dan im der Haß in zehen Jaren het gethon; noch so wolt sich der Buer rechen an dem Hasen, und ward im dannocht nit.

Also sein vil neidiger Menschen, die nit wöllen ablassen und verzeihen, sie wöllen sich rechen, und greiffen Got in seinen Gewalt, dem da zůgehört zu rechen; und wan sie es lang machen, so thůn sie inen selbs den grösten Schaden, und gat inen als den Aman, der Mardocheo ein Galgen ließ machen, und ward er daran gehenckt. – Also auch es grebt einer eim ein Grub, und felt er selber daryn; und wan sie schon dem weltlichen Richter entlauffen, der sie nicht strafft, so mögen sie doch dem Gottes Gewalt nit entlauffen, der sie straffen würt, das sie im in seinen Gewalt gegriffen haben. (Psal. 17. Michi vindictam etc.)

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 22-23.
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