Von Schimpff das 29.

[24] Ein Fuchs begert an den Galgen.


Auf einmal fůrt man ein Fuchß uß und wolt in hencken; wan er het vil Enten und Genß und Hüner gestolen. Da man in ußfůrt, da wolt man in ein Straß füren zu der rechten Hand an den Galgen. Da bat er die, die in fůrten, sie solten in die ander Straß zu der lincken Hand anhin füren. Sie sprachen: ›Warumb?‹ Der Fuchs sprach: ›Darumb; uff der[24] selben Straß sein vil Gens, das ich noch an dem letsten meine Augen mög erlüstigen.‹

Also sein vil Menschen, denen man an dem Dotbet Kurtzweil machen muß. Dem einen můß man seine Guldin herfürbringen, dem andern sein Metzen heisen kumen, und klagen me, das sie die Ding lassen müsen, weder sie ir Sünd klagen und das sie wider Got haben gethon. Da thut Scheiden we, als der Weiß spricht: (Ecclesiasti. 41. O mors.) O Dot, wie bitter ist dein Gedechtnis einem Menschen, der Lust hat in seinen Gütern! Ist die Gedechtnis des Dotz also bitter, wie bitter ist er dan selber!

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 24-25.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Schimpf und Ernst
Sinnreiche Und Unterhaltende Geschichten Aus Frater Johannes Pauli's Schimpf Und Ernst
Schimpf und Ernst