Von Schimpff das 270.

[173] Der das Krütz nit wolt bei im haben.


Es was einer uf ein Zeit kranck, da bracht man im das heilig Sacrament und das Dottencrütz; da was ein kleins Bildlin daran Cristus, das was Kupfer. Da schrei der Kranck: ›Thůn mir den uß dem Huß! Ich wil in nit hin haben und wil nichtz Gůtz thůn, dieweil es hie in ist.‹ Niemans wůst, wen er meint, und fragten in, wen man hinuß solt thůn. Er sprach: ›Den an dem Crütz; den wil ich nit hie in haben.‹ Man sprach: ›Warumb?‹ Er sprach: ›Darumb; er hat mir einmal in der Kirchen ein Arm zerbrochen, und ich hab vil verartzet, da er uff mich fiel.‹ Man sprach: ›Das ist nit derselbig. Der ander ist gröser, der hat dir kein Arm zerbrochen.‹ Der Kranck sprach: ›Hat der es nit gethon, so ist aber der desselbigen Sun; es gilt eben gleich.‹

Also findestu noch Menschen, wan sie einem feint sein, so hassen sie auch alle die, die im zůgehören; deßgleichen wan sie ein hassen, so meinen sie, alle ire Fründ sollen in auch hassen. Hüt dich vor Neid und zů vil Einfaltikeit!

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 173.
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