Von Schimpff das 332.

[204] Der bettet: Miserere tui, Deus.


Sant Ambrosius hort sagen von einem heiligen Man, der was in einer Insel in dem Mer, und saß in ein Schiff, das wolt daselbsten fürfaren und den Gotzfründ sůchen. Er kam zů im und sahe in weschen und fragt in, was er bet. Der Brůder sprach: ›Ich kan nichtz anders betten, dan: Miserere tui, Deus.‹ Sant Ambrosius sprach: »Du solt also betten: ›Miserere mei, Deus‹ und nit ›Miserere tui, Deus.‹ Es ist nit recht.« Sant Ambrosius gieng wider in das Schiff und fůr wider hinweg. Der Brůder het das Gebet vergessen, und lieff dem Schiff uff dem Wasser nach und schrei und růfft Sant Ambrosio und sprach, er het das Gebet vergessen, er solt es in noch einmal leren. Sant Ambrosius sprach: ›Gang hin und bet, wie du vor hast gebet!‹ Der Brůder lieff wider heim uff dem Wasser. Da erkant Sant Ambrosius erst sein Heiligkeit.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 204.
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