Von Schimpff das 355.

[214] Rechnen mit der Teschen.


Uf einmal was ein Her, der het vil Schaffner gehebt, die schreiben und lesen kunten, und er erfůr, das sie untrüwlich mit im umbgiengen, und nam einmal ein Schaffner, ein groben Buren, der weder schreiben noch lesen kunt. Der Buer nam die Schaffnerei an und ließ im eine grose Deschen machen, die het zwei Gehalt, und in das ein Gehalt thet er, was er gewan und erüberiget, und in das ander Gehalt thet er, was er ynnam, und auch widerumb trüwlichen ußgab von des Herren wegen, was er solt. Da das Jar herumbkam, da sprach der Her: ›Schafner, wir wöllen rechnen.‹ Der Schafner warf dem Herren die Deschen dar und sprach: ›Her, rechnen da mit der Deschen!‹ Da der Her das Gelt zalt, da het er me dan hundert Guldin überig, dan nie keiner gehebt het.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 214-215.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Schimpf und Ernst
Sinnreiche Und Unterhaltende Geschichten Aus Frater Johannes Pauli's Schimpf Und Ernst
Schimpf und Ernst