Von Ernst das 385.

[230] Der Stier zerreiß ein Tentzerin.


In Prabant in einem Dorff da was ein Frau, die versumpt kein Dantz, und wan man etwan an einem Tag, so ein Fest was, nit dantzen wolt, so rüstet sie ein Dantz zů. Uff einmal an einem Sontag nit weit darvon da was ein Schiessen, und gieng ein Pfeil nebenuß, und ward eine, die da dantzt, erschossen uff dem Blon, da man dantzet. Und was der Schimpff uß, und man trůg sie heim in ir Huß und legt sie uff ein Dottenbar und bestalt Priester, die umb die Leich Vigilg solten singen nach des Lands Sitten. Da die Priester und ander Lüt also da waren, da kam ein Tüffel in eins schwarzen Stiers Gestalt und warff die Dottenbar umb und zerriß der Däntzerin Leib mit den Hörnern, das das Yngeweid herußfiel, und gieng ein semlicher Gestanck darvon, das nieman da bleiben mocht. Da verschwand der Stier wider, und man ließ den zerrißnen Leib ligen biß morgen, biß der Gestanck vergieng. Da vergrůb man sie an das Ungeweicht, als auch billich was.

Dantzer, merck uff!

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 230.
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