Von Schimpff das 453.

[266] Kein Fürst würt behalten.


Zů Heidelberg in der Universitet hat ein Doctor an dem Karfreitag in dem Passion gepredigt an dem Morgen; da waren fünff Fürstinen und fier Fürsten an der Predig. Und nachdem und er vil weltlicher Straff gefürt het gegen Geistlichen und Stetten, da sprach er also: ›Von den Fürstinen halt ich, was ich von andern frumen geistlichen Frawen halt, das sie behalten und selig werden. Aber von den Fürsten glaub ich und halt, das keiner selig werd, er sterb dan in der Wagen.‹ Hec Felix Hemerlin in tractatu de credulitate demonibus adhibenda in fine.

Dis Wort mag von vil Fürsten geredt werden zů unsern Zeiten, sie wöllen ungestrafft sein, sie seien geistlich oder weltlich.

Es ist mit inen wie umb ein Hasen, den man abziehen wil oder schinden, und gat fein herab, biß man an den Kopff kumpt. So můß man kleine Schnidtlin thůn und hübschlich mit umbgon, ee man im die Haut über den Kopff abbringt. Also ein Predicant, dieweil er das gemein Folck straffet, so gat es wol hin; wan er aber an die Köpff kumpt, das sein die grosen Herren, so můß er hübschlich thůn; darumb můß inen der Tüffel die Haut abziehen. Die Fürsten füren einander under den Armen und sein einander spinnenfeind; es verdrüßt je einen, das der ander mechtiger ist dan er. Fürstenblůt geb böß Würst; es bleibt nit bei einander. Deßgleichen Bischöff und der geistlichen Fürsten auch.

Quelle:
Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 266-267.
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