Sechs und zwanzigstes Sonett.

[125] Apollo, wenn noch lebt dein schön Verlangen,

So dich entzündet an Thessaliens Wogen,

Wenn blonden Haares, dem du einst gewogen,

Du noch gedenkst, ob Jahre schon vergangen;

Von träger Kält', Unwetters rauhem Bangen,

Das wehrt, so lang dein Angesicht umzogen,

Schütze der hehren, heil'gen Zweige Bogen,

Die dich zuerst und mich darauf gefangen.

Ich fleh' bey deiner Liebeshoffnung Freuden,

Die dich erhalten in dem herben Leben,

Laß länger nicht die Luft verderblich wehen.

Dann werden voll Verwunderung wir sehen

Sitzen im Gras die Herrinn von uns Beyden,

Und selbst mit ihrem Arm sich Schatten geben.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 125-126.
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