Zweyhundert drey und neunzigstes Sonett.

[78] Du ließest ohne Sonn', o Tod, die Erde,

Dunkel und kalt; Amor'n blind, sonder Wehre;

Anmuth entblößet; Schönheit sonder Ehre;

Mich trostlos und mir selber zur Beschwerde;

Tugend im Staub; im Bann die Huldgeberde.

Ich klag' um mich, als ob nur ich verlöre;

Hast ausgerauft des Tugendkeimes Hehre,

Urkraft zerstört; wer sagt, was zweyte werde?

Wohl sollten Luft und Meer und Erde klagen

Und Menschen all', die, so beraubt der Lieben,

Wies' ohne Blum' und Ring ohn' Demants Scheinen.

Nicht kannte sie die Welt in ihren Tagen,

Nur ich, der, um zu jammern, hier geblieben,

Und Himmel, der sich schmückt von meinem Weinen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 78.
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