Keiner Blume kann man wehren ...

[104] Keiner Blume kann man wehren, daß sie blüht,

Wenn einher der wunderreiche Frühling zieht!

Nun – die Liebe ist der Frühling; Lenz und Mai

Ist das Mädchen; blüht es, – blühen alle zwei!


Da ich dich erblickt, du Schönste, die es gibt,

War in deine schöne Seel' ich gleich verliebt,

Diese Seele, die in stiller, milder Pracht

Aus dem Zauberspiegel deiner Augen lacht!


Und die bange Frage in mein Herze schlich:

Liebst du einen andern, oder liebst du mich?

Ein Gedanke jagt den nächsten allemal,

Wie im Herbst die Wolke jagt den Sonnenstrahl.
[104]

Wüßte ich, daß deine Rosenwange zart,

Daß dein Purpurmündchen eines andern harrt,

Ach, dann wär' mein Leben eitel Qual und Pein,

Lieber wollt' ich auf der Stell' begraben sein.


Leuchte mir, du Stern, der mich mit Glück erfüllt,

Daß mein Leben nicht des Kummers Nacht umhüllt;

Süße Perle, schenke deine Liebe mir,

Segnen möge tausendmal dich Gott dafür!

Quelle:
Petöfi, Alexander: Poetische Werke in sechs Bänden. Bd. 3, Wien, Leipzig 1910, S. 104-105.
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