Das funffundzwantzigste Capitel.

Von D. Fausti Hund Præstigiar genannt.

[212] ES meldet der wolgeborne Grav Heinrich, Grav und Herr zu Isenburg, daß er gar gute Kundtschafft mit D. Fausto gepflogen habe, wegen viel und mancherley Kurtzweiligkeiten, die zu der Zeit, als er zu Wittenberg Studirens wegen sich aufgehalten, von ihm gesehen.

Unter andern hat er dieses, immassen das Original anzeiget, berichtet; als er der Grav einsten mit andern guten Freunden zu obbemeldem D. Fausto [171] in seine Behausung kommen, habe er die gantze Gesellschafft gantz freundlich empfangen, ihnen allen guten Willen erzeiget, stattlich bewürtet, und an Speisen und Getranck keinen Mangel spüren lassen, er aber habe nicht sehen noch warnemen können, wo doch dieses alles herkäme, zumaln er darauf sonderliche Achtung gegeben: zugleich sahe er daselbst an der Seiten D. Fausti ligen einen grossen zotteten Hund, zu welchem denn D. Faustus nur ein Wort redete, das aber der Grav nicht verstunde, alsobald gienge der Hund hinaus vor die Stubenthür, thät ihm alsdenn die Thür selbst auf, und wartete daselbst, bis man ihm ruffte.

D. Faustus lächelte hierüber und fragte den Graven, wie ihme der Hund gefiele, darauf er geantwortet, er möchte ihn wol noch einmal sehen; zur Stund rufft Faustus dem Hund, der kame bald, und sprang auf die Banck; seine Augen aber waren gantz feuerrot und fast greulich anzusehen, und ob er wol schwartz zotticht war, jedoch wenn er ihm mit seiner Hand über dem Rucken herfuhre, so veränderte sich gleichsam selbige Farb, worüber er der Grav sich in etwas entsetzte, und bey sich bedachte, es gienge darmit nicht natürlich her; schwiege doch stille: sahe auch zugleich hernach von selbigem Hund mancherley possierliche Sprünge und andere Gauckeley, allermassen auch ebenmässiges D. Faustus mehrmals hernacher und in Gegenwart anderer, mit dem Hund getrieben.


Anmerckung.

[212] I. Bey diesem Hund deß D. Fausti (darvon auch Manlius in Collect. berichtet) erinnern wir uns zugleich dessen, was D. Casp. Hedion, Chron. part. 2. gedencket von einem Ita[172]liäner, Namens Andreas, der lieffe hin und wieder durch die Gräber, hatte bey sich einen roten und doch blinden Hund, derselbige von ihm angesprochen, verrichtete grosse Wunder. Denn so er auf dem Marckt stunde, und viel Volcks um ihn her ware, wurden guldene, silberne und eiserne Ringe hinderwarts dem Hunde herzu getragen, und auf die Erden niedergeleget, welche bemeldter Andreas verdeckte, und aus seinem Geheisse nam der Hund einen Ring nach dem andern, und gabe einem jeden den Seinigen. Dergleichen handelte er auch mit mancherley Müntzen und groben Geld-Sorten, die er durcheinander gemischet, und mit Namen nachmals absonderte: auch so das Volck um ihn herstunde, und er gefraget wurde, zeigte er an, welche Huren, Ehebrecher, Geitzige, u.s.f. wären; ingleichen was er von jedem insonderheit gefraget wurde, darauf deutete er mit Warheit, derohalben denn etliche nicht unbillig sagten, daß solches alles nicht richtig, sondern durch Hülff deß bösen Geistes zugienge.

Von Henr. Cornelio Agrippa, dem beruffenen Schwartzkünstler, melden die Historien, daß er auch einen Geist in Gestalt eines Hundes, den er Monsieur genennet, mit sich geführet habe mit einem Halsband, auf welchem wunderseltzame Characteres und Buchstaben geschrieben gewesen, von welchem er alles hat erfahren können, was er begehret zu wissen. Als nun dieser Agrippa zu Lyon in Frankreich in einer geringen Herberge sehr kranck darnieder lage und dem Tod gar nahe ware, hat er den Hund mit solchen Worten los gemachet und fahren lassen: fahre hin du verfluchtes Thier, der du mich gar verdamlich und ewig verloren gemacht hast. Alsobald hat sich solcher Hund (oder Geist) in den nächsten Fluß Ararim gestürtzet, und ist nicht wiederum gesehen worden: bald hernach ist auch Agrippa halbverzweifflend verstorben.

Von dem Freyherrn Johann von Bar, dem Frantzosen, thut man ebenmässige Meldung, daß er auch einen grossen Hund oder Rüden bey ihme gehabt, und wenn er zum Jagen oder Hetzen ausgeritten, habe er gedachten Hund an einen Baum gebunden, mit einem fast langen Haarstrick; und ob er wol nicht zugegen gewesen, sondern immer fortgeritten mit den andern Hunden, ist er doch versichert gewesen, daß alles sowol grosses als kleines Wildpret, das dem Hund zu Gesichte kommen, allda hab still stehen müssen, bis es der Hund erleget und gefellet. Als einsten dieser Bar dem Hund sehr gedräuet, [173] und darbey hoch betheuret, ist er in die Lufft gefahren und verschwunden.

[213] Deßgleichen soll ein Ertzzäuberer, ein zwar frommer Priester Namens Laurentius, so zu Rom sich aufgehalten, einen solchen Hund gehabt haben, der ihme überal nachgefolget ist, vor seinem Tisch aufgewartet, und welches das meinste ist, mit ihme geredet hat.[214]

Quelle:
Pfitzer, Nikolaus: Das ärgerliche Leben und schreckliche Ende deß viel-berüchtigten Ertz- Schwartzkünstlers Johannis Fausti [...]. Tübingen 1880 [Nachdruck: Hildesheim, New York 1976], S. 212-215.
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