Es spricht der Hocherläuchte Apostel Paulüs / 2. Tim. 3. v. 17. wie die H. Schrifft nütze darzu sey / daß ein Mensch GOttes sey vollkommen etc. Aber es ist doch nur von der perfectione inchoatâ in diesem Reiche der Gnaden zuverstehen: Was die vollzogene Vollkommenheit belanget damit werden wirs wol müssen versparet seyn lassen / zum Reiche der Herrligkeit / biß daß wir alle hienan kommen zu einerley Glauben und Erkäntnüß des Sohnes GOttes: Und allda ein vollkommen Mann werden / der da sey in der masse des vollkommenen Alters Christi. Eph. 4. v. 13. und daher hat jener Philologus gar nachdencklich auß dem Kinder Donato in einem Stammbuche zu conjugiren gewust / also; Præsens est imperfectum; sed perfectum & plusquamperfectum est futurum. O tempora, (denn allhier seynd alle Tempora beysammen) O mores! O erbärmlicher Zustand der Menschen von Anfang der Welt / da wir der angeschaffenen Vollkommenheit / durch den Fall Adæ / beraubet worden seyn; biß an den lieben Jüngsten Tag / welcher ein Tag der Ergäntzung und Widerbringung alles Verlustes seyn wird! Unterdessen bleiben wir / leyder! wohl Halbwerck / Wie-Männer / Parandri, Isanthropi, Semihomines oder halbe Menschen: Wir mögen uns gleich noch so viel einbilden / als immer mehr Salomon / bey aller Seiner Weißheit. Dahero gar wohl geredet hat / beym Zeilero in Traurgeschicht. histor. 5. p. 517. der Erasmus in colloqv: de Alchym: Es lebet kein Mensch der zu allen Zeiten und Stunden recht klug were / oder der in allen Stücken könne vollkommen genannt werden. Und Nic. Serarius lib. 5. rer. Mogunt. p. 881.
Si nist non esset, perfectus quilibet esset,
Sed pauci visi, qui caruêre Nisi.
Das ist: Kein Lehrer man gefunden hat /
Der wer gewesen gantz rein unn glatt / J. K.
Vid. Scip. Amirat. l. 5. Dissert. Polit. p.m. 234. Deßwegen so kan man folgen dem Rath Pabst Pauli des Dritten / von welchem Warsevvic. in Orat. de Legatis schreibet / daß er offt zu sagen gepfleget habe / daß wir hie auff Erden nicht bey vollkommenen leben / sondern daß ein jeder Mensch in fünff Theilen sey /von welchen / wenn er zween Theil der Güte an sich habe / man ihn gedulden sol / habe er drey Theil / so sol man ihn vor den frömbsten und besten halten. Doch ist hie zu mercken / wie das beklagte von der Theologischen oder Metaphyschen Vollkommenheit zuverstehen ist; daß es dennoch von der Physischen nicht auffzunehmen sey: Als darnach ein jeder Mensch seine Vollkommenheit hat / so ferne er seine Seele und Leib besitzet. Ungeachtet ob gleich die Grammatici, Ethici, Politici, Poetæ, etc. allerhand possierliches bedencken drüber machen / excipiren / und fürnehmlich nachfolgendes Alphabet unter die unvollkommenen und halben Menschen außdrücklich referiren: Davon wir bey solcher an die Hand gegebenen Gelegenheit eines und das andere auff die Bahne bringen wollen / als von denen:
1. Americanern /
2. Bauern /
3. Contrafecten /
4. Deutschen /
5. Ethnicis /
6. Frauen /
7. Gesetzlosen /
8. Helden /
9. Iesu /
10. Kunstlosen /
11. Lieblosen /
12. Mönchen /
13. Narren /
14. Ohngefreydten /
15. Pennalen /
16. Rappier Messerlosen /
17. Spionen /
18. Trunckenbolden /
19. Unzüchtigen /
20. Westphälern /
21. Zörnigen / etc.
1. Es ist bekandt von den Spaniern / wie sie so viel tausend Americaner hingerichtet haben ohne Gewissen / doch nicht ohne kahle Entschuldigung: Nehmlich weil dieselbigen wilden Leute / keine rechte Menschen weren / sondern nur etwan eine Mittelart zwischen Menschen und Affen. Vide Dannenhauer: in Dial. seu refutat. præ Adamit. pag: 7. Ingleichen statuiret Isaacus Peyrerius, Autor der Præ-Adamiten /wie Hilpertus PP. Helmstad. es refutiret in refut. Præ-Adam. Lit. H. 2. ad 8. arg. daß die Leute / so er unzehlich viel vor Adam tichtet / specie differiren sollen von den Jüden außn Psal. 47. elegit nos hæreditatem suam, Speciem Jacob, quam dilexit. Nehmlich es wird zwar bey den Weltweisen die species der Menschen von den Thieren unterschieden: So ist auch bey denen Theologis die Species der Jüden von den Heyden unterschieden / welche letztern man zum öfftern mit denen unvernünfftigen Thieren verwechselt lieset etc. Aber dieses ist eine greuliche Unwissenheit: Sintemahl man solches eigentlich Specie differiren heisset / welches diversas essentias hat: Als ein Mensch und unvernünfftiges Thier etc.
2. Von den guten Bauern / die sich auch hier leiden müssen / lieset man dieses part. 2. der Hundstäg. Erquick st. Theologus: Wie woltestu die gantze Bauern-Arbeit dem lieblichen Thun der Truckerey vergleichen? Ist dir entsuncken / was Marcellus Donatus in seinen Schrifften an Ælium Lampridium, von diesen garstigen Leuten meldet? Die Bauern spricht er / sind Mittel-Thiere zwischen dem Viehe und dem Menschen: Mehr ohne als bey Vernunfft: Welches die jenigen wohl wissen / die zu ihrem Unglück mit ihnen müssen umbgehen. Diß saget Marc. Donat. Eqves Lieber / fein gemach / daß du nicht fallest: Denn mir diese Leute weit besser bekandt sind / als dir / oder einigem andern / der etwan auß andern Scribenten Bücher von der Bauern-Art ein unebnes Urtheil fället. Ich aber habe bey meinem Reisen in der That erlernet unn erfahren / was sie vor Sitten und Gemütter führen: Die denn / wie bey allen andern Ständen / nit einer Gattung sind. Also findet man gute und böse / auch mittelmässige: Die ersten lobe ich / die andern schelte ich / die dritten lasse ich an jhrem Ort; lobe sie doch eher / weil wir alle mehr zum loben als zum schelten sollen geneiget seyn. Confer Tympium part. 2. Mensæ Theol. Philos. pag. 284. rusticus medius inter hominem & brutum.
3. Hievon besiehe Petrum P. Winstrupium lib. 2. Epigr. p.m. 388. wie die Mahler zum öfftern nur halbe Menschen mahlen.
4. D. Joh. Olearius part. 1. seines Türckenfalls cap. 1. pag. 7. so gar / daß der Herr Lutherus selbst schon Anno 1528. darüber klaget / so wohl in seinem Büchlein als in desselben Vorrede an Landgrafen Philipsen zu Hessen / vom Kriege wider den Türcken / und spricht: Wie unser deutsch Volck ein wüst / wild Volck ist / ja schier halb Teufel / halb Menschen sind / begehren etliche der Türcken Zukunft und Regiement. etc. und beym Lansio stehet in consultat. contra German. p.m. 892. Vorzeiten seyn die Deutschen / nach dem Zeugnüsse Velleji Paterculi, lib. 2. Hist: Leute gewesen / so über die Menschen Stimme und Glieder sonsten nichts Menschliches an sich gehabt haben / welche in jhrer höchsten Wildheit am verschlagensten / und von lauter Lügen gleichsam zusammen gesetzet gewesen.
5. Von den Heyden redet Gesnerus in Explicat. Genes. p.m. 160. derselb ist erstlich ein rechter Mensch / welcher durch die Wiedergeburt den alten Adam außgezogen / und den Neuen / der nach GOtt geschaffen ist / in Gerechtigkeit und Heiligkeit der Warheit / angezogen hat. Ephes. 4. Confer Micrælium in refut. Præ Ad. pag . m. 94. ex Majmonide part. 3. Mor. Nevoch. cap. 51. 514. welche außerhalb der Stadt (GOttes) seyn; Deren Urtheil ist gleich als des Viehes: Und ich setze die jenigen auch nicht in gradu hominum, aber nur über gradum Simiarum: Weil sie eine Figur und Form des Menschen haben: und einen grössern Verstand als die Affen. Eben also redet auch Ursinus in Acerr: Philol: p.m. 516. Daß die harthertzige verstockte Leute / welche sich durch die Pfeile des Göttlichen Worts nicht wollen treffen lassen / unbarmhertzige Hunde seyn / solâ figurâ homines.
6. Von denen Weibern haben eigene Autores wollen schreiben / daß sie keine Menschen seyn. Conf. Harßdörffern p.m. 326. part. 3. Gesprächsspiel. Passum de Statu marit. p.m. 149. Taubmann. ad Plaut. Cistell. p.m. 465. Act. 2. Scen. 2. Barthium. p.m. 1886. lib. 42. cap. 10. Advers. Tom. 1. Rollnhagium in Malus Mulier. Magnus in Post. cap. 213. saget / daß der Plato die Weiber als Mittel-Creaturen zwischen Menschen und unvernünfftigen Thieren genannt habe.
7. Arist. cap. 2. Polit. lib. 1. und Cic. in. Prol. Rhet. Vet. daß eine Zeit gewesen sey / da die Menschen auffn wilden Felde / wie die unvernünfftigen Thiere herumb geschwebet haben: Da bey jhnen weder der Göttliche Gottesdienst / noch die Menschliche Vernunfft was gegolten hat: Solche aber hat ein Weiser mit seinen Gesetzen auß solcher Thierschafft zu zahmen Menschen gemachet.
8. Die Heyden haben ihre Heroes nit anders beschrieben / als Semideos, und Semihomines. Vide Becmann. in Orig. Lat. Ling. pag. m. 399. ex Lucan. & Hesiodô.
9. Die Anthropomorphiten / vide D. Cramerum in Arb. Hæret. pag. m. 84. und Tertullianus. Vide Calixt. p. 20. 21. cap. 3. de immortal. animæ: haben den lieben GOtt gleichsam zum halben Menschen gemachet / als wie der Homerus seine Götter. Ja Cramerus d.l. pag. 131. etc. cap. 2. Class. von denen Docitis vermeldet / daß diese Ketzer unsern lieben HErren Christum nur zum halben Menschen gemacht haben ex Rom. 8. v. 3. Philipp. 2. v. 7. welche aber unser Heyland selber wiederleget Luc. 24. v. 37.
10. Es ist nichts ungewöhnlichers / als daß man die ungelahrten und unerfahrne Leute / feros, nach Ovid. & Horat. Nemo adeò ferus est etc. didicisse fideliter etc. oder unvernünfftige Thiere heisset: die in den Schulen erst recht zu Menschen werden. Vide M. Benedict. Cottam in Orat. de Causis Erudit. Ex Plat. M. Christ. Jac. in Consil. ingeniar. Polit. pag. 51. ex Heinric. Farnes. Cundis. in Orat. de Imped. Stud Theol. M. Sagitt. Orat. 1. de Scholis Jesuit, & quæst. illust. Philos. Centur. 1. quæst. 7. Lit. F. daß des Menschen Vollkommenheit in der Weißheit bestehe. Confer Colloqv. Ludovic. Vivis. Matth. Tymp. Mens. Theol. Philos. part. 1. cap. 18. Pontan. in Bellar. Att. p.m. 126. 127. ex Aristippo. J. M. Moscherosch. Epigramm: cent. 2. §. 17. p. 25. Hieher gehöret / das Scaliger in Emendat. Temp. gesaget hat / wie er dieselben nur vor halbe Menschen halte / welche die Literas Samaritanas nicht älter erkennen / als die heutigen Hebräischen.
11. Wem ist nit bekant dieses Paradoxū, daß der entweder ein Gott / oder ein Stein seyn musse / der nicht lieben wolle. Moscherosch in Exercit. Academ: part: 5. sect. 2. §. 3. p.m. 453. Freylich: Paulus hat vor viel tausend andre das Donum Continentiæ gehabt: Und Dido nennet beym Virg. den Æneam einen unempfindlichen Stein / weil er sich zu ihrer Liebe nit wolte bewegen lassen etc.
12. Mit diesem kömmt fast überein jenes Arist. lib. 1. Eth. Homo solitarius oder ein Mönch ist entweder Gott oder ein unvernünfftiges Thier. Denn wie Mirabellius schreibet in Polyantheâ pag. m. 44. Homo heisset nicht von humo wie varro will: Weil solches allen Thieren gemeß ist / sondern von der Freundschafft oder Zusammenhaltung: (ὁμόνοια concordia) denn der Mensch helt sich unter allen andern Thieren zusammen. Vide Ursinum in Acerr: Philol: p. 231.
13. Es ist ein Autor herauß / der sagt in seriner Dissert. Ludicr. de Hasione unnd Hasibili qvalitate § 2. daß die Alber-Götzen / oder die einen Sparren zu viel haben / nur halbe Menschen und halbe Hasen seyn. Confer de Paracelsiaces fatuis. Conringium in Hermetic: Medic: c: 23. p.m. 327. & Schuppium in volumi: orat: inept: orat: p. 9. & de utilit. Belli pag. 84.
14. Mann nennet die Cœlibes auch nur halbe Menschen etwan nach der alten Einsetzung GOttes; darnach Mann und Weib ein Leib seyn sol: So wird auch ein Ehegatte das halbe Hertz genannt: Hierzu gehöret / daß Frater so viel ist / als ferè alter; Weil nehmlich die Freundschafft ein nothwendig Stück ist zur Menschheit. Vide Morales Scriptores.
15. Erasinus Lichtbutzer in Theoret. Pract. de Nat. Pennal. Edit. anni 1627. pag. 12. will behaupten / daß die Pennäle nur halbe Menschen seyn.
16. Es ist keine seltene Rede / wenn man zu Tische kämmet / und es fehlet etwan einer Person das Messer / daß man sagen höret; Du bist nur ein halber Mensch etc. Welches etwan ein Absehen hat auff jenes alten Philosophi Sprichworrt: Mann soll nicht ohne Stecken gehen etc. Aber die Juden haben vor diesem sonderlich nach dem ersten wenig gefraget / wenn sie das Brodt vielmehr gebrochen als gestochen haben. Vide meine Antiquitätische Karte.
17. Autor Justitæ Britann. Edit. Lond. 1574. in 80. pag. m. 5. schilt auff den Thomam Stucklium, als einen Verräther des Vaterlandes / daß er mehr ein Treuloses Thier als ein Mensche sey.
18. Ambrosius spricht von der Trunckenheit / daß solche die Form und Sinne den Menschen benehme / ja auß Menschen gar Pferde mache. Und Cambdenus in Britann. 33. von dem versoffenen Bonoso, der sich gehänckt / und diesen Schertz auff sich geladen hat: Amphoram non Hominem pendere: daß kein Mensch / sondern ein Bierkrug auffgehenckt were.
19. Gesnerus d.l. pag. 159. ex Chrysostomo von Noah / so ferne er ein gerechter Mann genannt wird. Nehmlich die übrigen sollen von GOtt nicht werth seyn geschätzet worden / daß sie weren Menschē geheissen worden / weil sie jhre Menschheit in den Fleischlichen Wollüsten verlohren und verderbt haben: Dieser aber hatte allein imaginem hominis verwahret. Hierzu gedeyet auch Natal. Com. lib. 7. Mythol. cap. 5. p.m. 719. daß solche Leute den Thieren ähnlich werden / welche durch keine Gemüths-bewegung zu moderiren sind etc.
20. Man lieset sein Wunder beym Johanne Domanno Pro Westphal. lit. C. 1. b. wie der Lipsius die Oldenburger für Semihomines und halbe Menschen gescholten und außgeschrien habe: Dafür er aber wackere Gegenrede hat wider einnehmen müssen. Als jener beym Joh. Lassenioni Bürgerl. Tisch-Reden. Dial. 6. p. 358. daß die Pommern keine Christen seyn sollen.
21. Bodin. in Meth. Histor. p.m. 127. edit. in 120. nennet grausame und tyrannische Leute / halbe Menschen: So wird auch der Cacus beym Ovid. und Virg. lib. 8. Ænei. v. 194. p.m. 309. Semihomo geheissen. Vide plura apud Heidfeld. in Sphinge Philos. p.m. 72. 73.
Biß hieher von etlichen unvollkommenen geschätzten Menschen: Etlichen / spreche ich / weil auch dieses mein Register so weit unvollkommen ist / daß ich sie noch lange nicht alle hervor gezogen habe / so manchmahl halbe Menschen titulieret werden. Angesehen wir ehe alle unvollkommen seyn. Denn Alcimus Avitus ad Tuscin. Sor. spricht: Niemand ist vom Scheitel biß ant die Knöchel schön oder vollenkommen. vide Acerr: philol: Ursini p.m. 265. Und wil Cardanus gleich nicht / lib. 11. de Subtil. pag. 625. gläuben können / daß homo animal sey; (Dessen umbgekahrtes der Diogenes dem Platoni erweisen wollen / auß seiner eigenen definition des Menschen /welche mit einem abgepflückten Hane überein gekommen. Vide Sperling. in Anthropol. pag. 23. 24.) so wollē doch die meisten Momi was thierhaftiges beym Menschen ertappen (als auß denen vorigen zuvernehmen gewesen /) wie hingegen andere bey vielen Thieren ihnen was Menschliches bedüncken lassen / als bey Hyena, daß Hier / oder vexiret die Menschen mit gleichförmiger Stimme und Schlucksen / Solin. in Polyhist. cap. 36. bey Manticora, dat wie een man Köhret / oder wie ein Mann redet und außsiehet / pfeiffet / etc. Ibid. cap. 60. bey Leucotrota, welches eine rechte Menschen-Stimme hat. Ibid. cap. 60. bey denen Affen. Anast. in Hexaem. lib. 10. Ennius, Joh. Leo. lib. 9. c. 4. ex Clitarcho Ælian. Histor. Anim. l. 17. c. 25. beym Elephanten. Vide Just. Lips. epist. 25. Cent. 1. Plin. l. 8. c. 1. Cic. de Nat. Deor. c. 3. Camerari. Cent. 1. Op. succis. c. 25. H. Ludewig di Barthema Reise-Beschreibung pag. 179. etc. Bey Haut. vide Kircher: Tom: 1. l. 1. Musurg. apud. Grundmann: in der Geschicht-Schul: p. 199. Nun es mögen denn endlich gleich die rechten Menschen so unvollkommen und halbericht gehalten werden; so seynd sie dennoch rechte Menschen / und fehlet ihnen am eigentlichen Wesen und rechter Art nichts etc. außerhalb denen Contrafecten: für welchen etwan zu substituiren seyn möchten / die Mißgeburten (welche man an statt des Menschen außwechseln kan / mit den Closterleuten; daß also das Alphabet unverrückt bleibet /) Aber hingegen wird bey vielen Scribenten eine weit andere Classis von vermeineten Menschen gefunden: Darbey man aber bey weiten nicht ein mahl so viel Menschliches wird auffbringen und finden; Als Diogenes mit seiner Leuchte / im hellen Mittage / an und bey denen rechten Menschen verlohren gehabt. Vide Pontan. in Bellar. Att. pag. m. 127. Nehmlich soltest du allhier alle deine Vernunfft zu rathe nehmen / und in nachfolgender Gemeine dich umbsehen; So wird dich keiner verdencken / wenn du würdest sprechen: Ich suche Menschen / aber ich finde kaum per Anagr. Schemen oder einen Schaum davon. Multa turba autem adest, wie der gefragte und außm vollen Bade gehender Gelahrte Eulenspiegel / Laurenberg in acerr: Philol: cent: 1. cap. 28. p. 58. geantwortet hat dem / der da wissen wolte / ob viel Menschen drinnen verhanden weren? Nehmlich / gönstiger lieber Leser / du wirst von Bergmännlein / Kiehlkröpffen / Erd- und See-Menschen sonderlich etc. durch deine Lebetage viel Dings gehöret haben / und sonder zweifel dennoch nicht wissen / wie du dran bist / oder was du glauben sollest? In deme es einer vor Gespenst und Betrügnüssen / ein ander aber rechte Menschen zu seyn beklügelt. Wisse allhier aber mit einander im Eingange / das es eitel Phantastereyen / lauter Teuffels-Betrug / und hinterlistige Augen-Verblendungen seyn / drunter der tausend-künstlerische Bösewicht sein Interesse suchet / und zum öfftern findet / sonderlich bey denen Kindern des Unglaubens; Nehmlich welche der H. Schrifft in dem Stücke abliegen / und lieber andern ungegründeten Weibischen und Altvättelischen Narrentheidungen beyfallen. Doch damit du dich nur selber mögest gewonnen geben / will ichs / geliebt es Gott / und mit dessen Hülffe / durch alle und jede Capittel des verhandenen Büchleins / dermassm erweisen / und zwar auß nicht wenigen bewehrten Autoribus, daß du unpartheyischer Freund / keinen Scrupel weiter darüber behalten sollest. Schließlich behalte auch dieses zufälliger weise sicher Leser / daß ich die Helffte dieses Werckleins / vor diesem gesonnen gewesen sey / unter dem Titul: Der Kriehende Wanders-Mann unter der Erden herauß zu geben / aber weil sich die Materie sehr füglich zur Vollständigkeit dieses Tractats gefunden / so bin ich anders Sinnes geworden / und habe die contenta jenes scripti diesem Buche mit einverleibet. Vale. Et si placet, denuò salve: Nehmlich es verspricht dir hierauff schließlich der Autor, fürwar ein unerhörtes und gantz richtiges Traum-Buch; welches er / (als seine Andere neue und eigene Invention, nach dem ersten herauß gegebenen Cometischen Wesen /) mit GOttes Hülffe ans Tagelicht zu bringen gesonnen ist / bey ehester Gelegenheit. Drinnen er Theorecè und practicè mehr als 300. Autores von Träumen hervorzeugt / corrigirt, refutirt, explicirt, alle andere Traum-Bücher / auß seinem noch zur Zeit andern unbewusten / Grunde verwirfft / und der weiten Welt / zur grossen Verwunderung / traun ohne Aberglaubē / lehret / wie alle Träume war seyn / und mehrentheils die Begebnüß sie des folgenden Tages so Künstlich / als mans ihme nicht einbilden kan / vorgewissern oder auffs genaueste verkündigen: Dergestalt / daß nach diesem / ein jeder / darauß / seine Nacht-Gesichter / mit sonderlicher Ergetzligkeit / kan außlegen / und auß der Engel-Sprache verdolmetschen. Gläube du nur / wenn der Erfinder Seiner verheissenen Sache nicht gewisse und unfehlbahr wehre / daß er auff die gantze Träumerey / nach ihren vorigen fundamenten, und durchauß nichtigen Wahnsinnigkeiten / nicht ein Haar geben würde: Aber weil er ihme ein weit anders / unvermuthlichers / unbetrüglichers und ungezweifelters bewust ist / so kan er sein Rühmen mit der stattlichen ergrübelten Wissenschafft nicht einstellen / noch es der Gelehrsamkeit länger verhölen. Er berüfft sich auff die einhellige und nimmermehr fehlschlagende Erfahrung / und bringet dir etliche hundert / so eigenständige / so auß anderer Träumen angeführte / Proben herfür: wornach du billich ein sehnliches Verlangen magst tragen. Es ist in solchem Seinem Traum-Buche dieses gegenwertige Werck geheissen worden vom Geniô, etliche mahl / Scher-Messer: Kanstu solches außdeuten / so bistu dem Schlüssel seiner Geheimnüssen Kammer nahe. Aber du wirst es wohl / biß zur verhandenen Heraußgebung des fürtrefflichen Werckes müssen versparet seyn lassen / welche schon gantz fertig darlieget / und seinen guten Verläger erwartet / und unumbstößlich mit vielen richtigen mysteriis schwanger gehet / von der Natur wegen der Ankunfft aller Sprachen beym Babylonischē Thurme: von der Götter- oder Himmels-Sprache: etc. etc. etc. Fürwahr ein pur-neues Werck unter der Sonnen / davon von Anfang der Welt wohl keinem was bewust gewesen / daß dem Autori, von GOttes Gnade / nun erst eigenthümig geworden. In übrigen wegen Unvollkommenheit der Menschen / schlage beym H. D. Müllern Hamb: in den Geistl: Erquickst: cap. 162. nach / ein paradoxon: Ein Mensch / mehr als ein Mensch. Vale.
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