Erster Auftritt


[300] In Alpenmarkt. Vorsaal im Landhause des Juwelenhändlers Rossi. Der Hausinspektor Hänfling tritt auf mit Hausbedienten, höchstens sechs.


HÄNFLING.

He! Ihr Leute, schnell zur Hand!

Eure Pflicht ist euch bekannt.

Seid geschäftig, übt sie aus!

Denkt, die Herrschaft ist zu Haus.


Chor.


Wir sind willig, rüstig, flink

Und gehorchen eurem Wink.


HÄNFLING. Ich habe euch rufen lassen, um euch zu warnen. Der gnädge Herr ist nicht auf einige Tage aus der Stadt herausgefahren, er wird dies Jahr drei Monate in seinem Landhaus hier verweilen, darum nehmt euch zusammen, stoßt eure Bequemlichkeit in die Rippen, seid flink, damit er sieht, daß ich auf Ordnung halte als Inspektor. Wenn er fort ist, kann ich euch manchmal durch die Finger sehen, doch so lang er hier ist, muß ich euch auf die Finger klopfen. Habt ihr mich verstanden?

ALLE schreien. Ja![300]

HÄNFLING. So schreit nicht so und packt euch fort an eure Arbeit, und wenn der gnädge Herr euch fragt, wie man im Hause hier mit meiner Anordnung zufrieden ist, so antwortet als treue Diener Wahrheit und sagt, was ich seit vierzehn Tagen jedem eingelernt: Unser Herr Inspektor ist ein Engel. Dies merket euch, geht eures Wegs und bleibt fein dabei stehn.

ALLE. Wir gehen unsres Wegs und bleiben dabei stehen. Ab.

HÄNFLING allein. Für mich gibts nichts Bequemers auf der Welt als das Befehlen. Fast jeder hat Talent dazu, der Mensch ist ein geborner Kommandant, am besten seh ich das bei meiner Frau. Ich für meinen Teil, wenn ich nicht Inspektor wäre, ich würde mir wenigstens einen Jagdhund halten, damit ich zu ihm sagen könnte – Es wird geklopft. Herein!


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 300-301.
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