Vierter Auftritt


[425] Hades als Fürst der Unterwelt schwarz griechisch gekleidet, eine schwarze Krone auf dem Haupte, eine Fackel in der Hand mit roter Flamme, die er in den Opferaltar der Eumeniden steckt.


HADES.

So, nun laß die Jagd erschallen

Und die Jäger nicht ermatten,

Daß mir viele Scharen wallen

Nach dem Reich der dunklen Schatten.

Denn ich habs beim Styx geschworen,

Zu entvölkern diese Erd,

Drum hab ich Phalar erkoren,

Er ist dieses Auftrags wert.

Bald wird auch Massana fallen,

Wo ich Unglück hingebannt.

Lustig wird der Orkus hallen,

Wenn versinkt das stolze Land.

Von der Kallidalschen Insel,

Wo mein riesger Eber haust,

Hör ich jammerndes Gewinsel,

Das das Meer nicht überbraust.

Doch schon rötet sich der Himmel,


Man sieht Brandröte


Rauch wallt auf! die Zinne kracht![425]

Im Palaste wogt Getümmel,

Schnell hast du die Tat vollbracht.


Es rasselt donnernd die Pforte der Eumenidenhöhle. Blitze dringen durch die Öffnungen.


Halt! die Eumeniden rasseln

Auf von ihrem Rächerthron.

Wie sie donnernd näher prasseln,

Ihre Dolche zucken schon.

Ha! ihr sollt mir nicht zerstören

Meines Witzes Heldentum.

Ihr mögt seine Taten hören.

Eure Rache bleibe stumm.


Die Fackel ergreifend.


Durch die Macht, die mir geworden,

Seit Saturn die Welt umflügelt,

Bleiben diese Schauerpforten

Ihren Furien versiegelt.


Er stoßt die Fackel dreimal gegen die Pforte, es zeigen sich drei feurige Siegel.


Durch dies Schreckenstor allein

Können nach der Erd sie dringen.

Darum solls verschlossen sein,

Mit dem Schicksal muß er ringen.

Ist, was ich gewollt, vollbracht,

Send ich selber ihn der Nacht.


Musik. Schreckliches Geprassel und Geheul inner der Pforte. Der See wird hellrot und wogt fürchterlich.


Ha, wie sie empört nun heulen

Und den See hier blutig färben!

Bleibt gefangen, giftge Eulen,

Nur im Mondlicht kann er sterben.

Doch ich seh Kreon befreit

Mit Lucina niederschweben,

Er war schon dem Tod geweiht,

Sie betrügt mich um sein Leben.


Er tritt zurück.


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 425-426.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Die unheilbringende Zauberkrone
Raimundalmanach / Die unheilbringende Zauberkrone: Oder König ohne Reich, Held ohne Mut, Schönheit ohne Jugend

Buchempfehlung

Suttner, Bertha von

Memoiren

Memoiren

»Was mich einigermaßen berechtigt, meine Erlebnisse mitzuteilen, ist der Umstand, daß ich mit vielen interessanten und hervorragenden Zeitgenossen zusammengetroffen und daß meine Anteilnahme an einer Bewegung, die sich allmählich zu historischer Tragweite herausgewachsen hat, mir manchen Einblick in das politische Getriebe unserer Zeit gewährte und daß ich im ganzen also wirklich Mitteilenswertes zu sagen habe.« B.v.S.

530 Seiten, 24.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon