Zweiter Auftritt.

[225] Luchs. Schönburg und Horst in Reisemänteln treten ein.


SCHÖNBURG. Guten Abend. Zu Horst. Jetzt, lieber Horst, sind wir auf meinem Grund und Boden, und diese Figur hier ist mein Waldhüter oder Waldgeist, Luchs.

LUCHS. Ja, der alte, ehrliche Luchs.

SCHÖNBURG. Alt bist Du, ein Luchs bist Du nicht, und Deine Ehrlichkeit wird erst am jüngsten Tage offenbar werden. Jetzt gehe hinaus, und passe am Wege auf. Es wird von der Stadt her ein Wagen mit zwei Herren kommen. Sollte hier in der Nähe etwas an dem Wagen brechen, so führe die beiden Herren hierher, aber ohne ein Wort von uns zu sagen, hörst Du? Wenn das geschehen ist, lässest Du Dich nicht weiter blicken.[225]

LUCHS. Sehr wohl. Er geht ab.

SCHÖNBURG. So weit wären wir denn glücklich.

HORST. Möge uns das Glück auch bis zum Schlusse begünstigen.

SCHÖNBURG. Wie sollte es nicht? Meine Nichte muß gleich hier fein; Sie geben das Vorspiel; je kräftiger, desto besser; sobald Till ankommt, treibt er die Sache auf die Spitze, zum Schlusse erscheint Ihr Bruder als verirrter Reisender dort am Fenster, wird zum Ritter angenommen, bringt Rettung und Alles ist richtig!

HORST. Läßt sich eine so geistreiche Frau auf diese unglaubliche Weise hinter Licht führen, so ist es ein Wunder.

SCHÖNBURG. Nichts als Natur, reine Natur. Sie kennt das wirkliche Leben etwa so, wie wir das Innere von Afrika. Das ärgert mich grade, daß eine so junge Personage, die ihre Welt- und Menschenkenntniß nur aus Theezirkeln, Assembleen, Badeparthien[226] und Romanen geschöpft hat, sich hinsetzt und ein Stück Welt nachschaffen will.

HORST. Mich dünkt, ich höre sie kommen.

SCHÖNBURG. Wahrhaftig! Schnell fort! daß wir ihnen nicht in den Wurf kommen.


Sie gehen ab; bald darauf erscheinen.


Quelle:
Ernst Raupach: Dramatische Werke komischer Gattung. Hamburg 1829, S. 225-227.
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