[19] Vorige. Heinrich noch als Troubadour gekleidet. Bald nachher Philipp.
HEINRICH
Sie sind es! – O Gott! – wie soll ich dir danken?
IRMENGARD
Wie, Troubadour, – Du wagst –?
HEINRICH.
Kennt Irmengard mich nicht?
IRMENGARD.
Gott! Heinrich hier?!
AGNES.
Du wärst es? – Du bist es, o Himmel! wanken
Die Sinne mir? –
HEINRICH zu Agnes.
Ich bin's, Dein Heinrich lebt!
QUARTETT.
Verehrte Herrin! – Agnes! – o vergebt![19]
IRMENGARD.
Was uns beglückt, wie gern vergeb' ich's Dir!
AGNES.
Das höchste Glück, Geliebter bringst Du mir!
PHILIPP.
Ich seh' Euch hier vereint mit Bangen,
Denn ach, es droht Euch trübe Nacht!
HEINRICH.
So ist der Tag mir aufgegangen,
Nach dreier Jahre trüber Nacht.
AGNES zu Heinrich.
Wie oft mit Sehnsucht und mit Bangen
Hab' ich, Geliebter, Dein gedacht.
IRMENGARD.
Gar oft, mit Sehnsucht und mit Bangen
Hat des Entfernten sie gedacht.
AGNES.
Ich weiß, daß du als Held gestritten,
Doch blutig war der Lorbeerkranz.
HEINRICH.
Als Traum vergeht, was ich gelitten,
Denn mich umstrahlt der Liebe Glanz.
IRMENGARD.
Lang' hat das Leid mit uns gestritten,
Jetzt windet Freude uns den Kranz!
PHILIPP für sich.
Vergessen ist was er gelitten,
Denn ihn umstrahlt der Liebe Glanz.[20]
AGNES UND HEINRICH.
Die Sonne ist nun aufgegangen,
Die uns'rer Liebe Himmel schmückt,
Kein Sehnen mehr, kein Schmerz, kein Bangen,
Seit wieder Aug' in Auge blickt!
ALLE VIER.
Es hat für uns / sie die Welt sich wieder
Gehüllet in ihr Strahlenkleid.
O senke deinen Fittig nieder,
Und weil'! o weile, schöne Zeit!
HEINRICH.
Umsonst! die Zeit des Glücks ist fern entfloh'n,
Die Trennungsstunde drängt!
AGNES.
Wie, neue Trennung?
Trompetenruf, dann Geräusch von außen.
PHILIPP zu Heinrich.
Schon tönt zum Fest das Zeichen. – Flieh, man kommt!
HEINRICH.
In's Lager meines Vaters! –
IRMENGARD.
Wie! als Feind? – –[21]
PHILIPP.
Hörst Du? – schnell fort! – –
AGNES.
Ich sterbe, wenn man Dich
Erkennt!
HEINRICH.
Mich schützt dies Kleid! Lebt wohl!
IRMENGARD UND PHILIPP.
Leb' wohl!
AGNES.
Auf ewig!
Heinrich eilt durch die Seitenthüre ab.
Buchempfehlung
Die Fortsetzung der Spottschrift »L'Honnête Femme Oder die Ehrliche Frau zu Plissline« widmet sich in neuen Episoden dem kleinbürgerlichen Leben der Wirtin vom »Göldenen Maulaffen«.
46 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro