Sechster Auftritt.

[43] Vorige. Der König, mehrere Französische Ritter. Heinrich.


KÖNIG.

Ich fand den Frevler auf dem Todeswege,

Und bring' ihn Euch zurück, denn er ist mein!

FÜRSTEN.

Wie, Heinrich lebt!

PHILIPP.

Er lebt! er lebt!

KAISER.

Ha, Fluch! – er lebt!

BURGGRAF.

Welch Mißgeschick!

HEINRICH.

Bemächtigt hat der Fremdling

Sich meiner freventlich, das Reichsgesetz verletzt.

KAISER zum König.

Ihr wagtet Herzog – –?

KÖNIG.

Ja, er darf nicht sterben,

Für mich und meine Rache muß er leben.

Er hat den König und das Volk der Franken

Geschmäht, beschimpft, und Rache darf ich fordern

Im off'nen Kampf mit ihm.[43]

KAISER.

Des Frevlers Tod

Wird Eure Kränkung blutig an ihm rächen.

KÖNIG.

Kein Henkerbeil kann Frankreich würdig rächen.

Das Schwert nur kann's im ritterlichen Kampf!

Den fordr' ich laut in meines Königs Namen.

Hier ist des Kampfes Pfand.


Er wirft seinen Handschuh hin und wendet sich dann an den Kaiser.


Vergönnt ihm Herr

Es aufzuheben.

FÜRSTEN.

Allzukühn, bei Gott! –

KÖNIG.

Jedwedem Tadler werd' ich Rede steh'n.

PHILIPP den Handschuh aufhebend.

In keinem Fall soll Euch der Gegner fehlen.

HEINRICH zum Kaiser.

Herr, eine Stunde Leben für die Rache!

FÜRSTEN.

Auch Deutschlands Fürsten treten in die Schranken.

KAISER.

Wohlan!


Für sich


ich täusche sie, mir bleibt mein Opfer.


[44] Laut.


Der Kampf sei zugestanden, und es ende

Mit diesem ernsten Strauß das Ritterfest,

Zu dem auf morgen, Herzog, ich Euch lade.


Zu Philipp.


Dir sei so lang der Schuldige vertraut,

Du haftest mir für ihn mit Ehr' und Leben.


Leise zu ihm.


Dein ist er nun, laß' ihn nicht wieder sehen.

PHILIPP für sich.

Wie, hab' ich recht gehört? ich soll ihn retten?

KAISER heimlich zum Burggrafen.

Er wird entflieh'n; – Du greifst ihn und in Trifels –

BURGGRAF UND FÜRSTEN erster zum Kaiser, letztere leise zu einander.

In Trifels –!

KAISER.

Finde er den Tod.

FÜRSTEN.

Den Tod!

BURGGRAF.

So sei's.

KÖNIG zu seinen Rittern.

Seid wach! laßt ihn nicht außer Acht!

KAISER zum König.

Kommt, Herzog, den Vertrag jetzt abzuschließen.


[45] Zu den Fürsten.


Ihr aber sollt heut nach dem Kampf erfahren

Was Euer Recht vor unserm Throne gilt;

Dann gleich mit unsers Heeres Kern nach Welschland!

Sicilien ruft uns und die Kaiserin!


Zu Philipp.


Du wirfst Dich mit der Vorhut auf den Löwen,

Ein Streich von Dir vernichtet seine Horden.


Mit dem König, dem Burggrafen, den französischen Rittern und dem übrigen Gefolge ab.


PHILIPP.

O Mißgeschick! das mich dazu erwählt!


Quelle:
Gaspare Spontini: Agnes von Hohenstaufen. Berlin 1837, S. 43-46.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Lewald, Fanny

Jenny

Jenny

1843 gelingt Fanny Lewald mit einem der ersten Frauenromane in deutscher Sprache der literarische Durchbruch. Die autobiografisch inspirierte Titelfigur Jenny Meier entscheidet sich im Spannungsfeld zwischen Liebe und religiöser Orthodoxie zunächst gegen die Liebe, um später tragisch eines besseren belehrt zu werden.

220 Seiten, 11.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon