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[298] GRETE. Nun, wie gefallen dir denn diese Gastbetten?
COURAGE. Ei, vortrefflich! Liegen sie doch da untereinander wie Kraut und Rüben. Wer ist denn dieses da, der sich mit dem Kopfe so nahe an des Herrn Grafens seine Windbüchse geleget hat?
GRETE. Es ist Mummelmärten. Wie ich dir gestern erzählet[298] habe, der muß dem Grafen allemal die Füße krauen, bis er einschläft, und über dem Krauen schläft das Aas nun allemal selber ein.
COURAGE. Ich dachte, er hätte auch einen Jungen, welchen er nur seinen Hausdieb hieße.
GRETE. Das wird ja die Kröte sein. Man darf auch fast nicht das geringste in den Weg legen, so katzt er's weg, und mich wundert, daß das Rabenfell jetzo so feste schläft. Denn wenn die andern Diener im besten Schlafe sein, so stehet der auf und visitieret allen die Schubsäcke und stiehlet weg, was er kriegt.
COURAGE. Was spricht aber der Graf darzu?
GRETE. Was soll er sprechen? Er lacht drüber und spricht noch wohl gar, es ist eine Schraube, wenn er ihn gleich selbst bestiehlt.
COURAGE. Ei, du wärest recht für meinen Herrn. Hader potz Velten, wie würde er dich auf die Finger klopfen, wenn du ihm was nähmest.
GRETE. Ja, es darf den Diebsvogel kein Diener nicht einmal sauer ansehen, solche Stücken hält der Graf auf ihn.
COURAGE. Aber wer sind denn diese hier?
GRETE. Sieh nur, ich will dir sie alle zeigen, wie sie daliegen: Das in der Mitten ist der Herr Graf, neben ihm zur Rechten da liegt ein Läufer und zur Linken der andere Läufer.
COURAGE. Wer ist denn das über des Herrn Grafens Kopfe?
GRETE. Das ist der Herr Sekretarichs.
COURAGE. Der so schöne Befehle machen kann?
GRETE. Ja, der ist's. Und hier unten liegen die beiden Jäger, da liegen die Kammerdiener und Heiducken, und hier liegt der Herr Hauptmann und der Herr Fähndrich.
COURAGE. Wer ist denn das da auf dem Stuhle?
GRETE. Das ist der Herr Kapitänleutenant.
COURAGE. Warum liegt er aber nicht auch mit auf der Straputzke?[299]
GRETE. Es muß einer alle Nacht um die andere wachen. Heute ist nun die Reihe an dem Herrn Kapitänleutenant. Allein sie wachen, daß es besser täte.
COURAGE. Wenn steht denn der Graf nun wieder auf?
GRETE. Ach, er hat keine gewisse Zeit. Manchmal steht er flugs um eins, um zwei Uhr auf, und wenn denn seine Leute nicht gleich mit allard sein, so begeußt er sie über und über mit Wasser.
COURAGE. Je nun, ich danke, Gretchen, daß du mir deines Grafens sein Schlafzimmer gezeiget hast. Ich will nun auch gehen und mich ein wenig in die Boie legen, damit ich morgen frühe fein beizeite aufstehen kann und mit meinem Herrn recht nüchternerweise noch einmal von dem Konsense reden.
GRETE. Ei, gib du ihm nur gute Worte und bitte ihn. Ich weiß, er wird's zufrieden sein.
COURAGE. Je nu, nu, ich will meinen besten Stecher dransetzen. Kann ich's in Güte so weit bei ihm bringen, wohl gut; wo nicht, so muß ich ihn doch beim Könige verklagen. Schlaf wohl, Gretchen.
GRETE. Schlaf wohl, Courage, und sage mir morgen fein beizeiten Antwort wieder.
COURAGE. Es soll geschehen, gute Nacht.
GRETE. Gute Nacht. Gehen ab.
Es wird eine schläferige Musik gehöret und nach Endigung derselben.
Ausgewählte Ausgaben von
Graf Ehrenfried
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