58. Dat Tähnuttrecken

[169] Oll Päsel hadd mal Tähnweihdag',

Un as tau dull em ward de Plag'

Un hei't nich mihr uthollen künn,

Dunn führt hei nah de Stadt herin

Un geiht nah'n Dokter Metzen hen,

De süll den Tähn em ruter breken.

Oll Dokter Metz was nich tau spreken;

Hei was verreist, un wenn hei wedder kamen ded,

Wüßt ok sin Burs nich, as hei säd.

»Je, Sähn«, seggt Päsel, »dit is doch gefährlich,

De Tähnweihdag, de sünd doch tau beswerlich,

Künnst du den Tähn woll rute teihn?«

»Ja«, seggt de Burs, »dat kann gescheihn.«

»Je, hest du't ok woll all probiert?«

»Ja, an de Schapsköpp heww ick't lihrt.«

»Na, denn man tau, denn will ick't wagen,

Ick kann't ok länger nich verdragen.«

»Wo deiht Em denn dat weih? Is't baben oder unnen?«

Un as den kranken Tähn hei funnen,

So seggt de Dokterburs tau unsen Bur'n:

»So, nu is't gaud, nu holl Hei stiw de Uhr'n!«

Un nimmt oll Päseln nu un lett en

Sick up de platte Ir hensetten,

Nimmt Päseln sinen Kopp mang sine Bein

Un schickt sick an, den Tähn herut tau teihn.

Hei treckt un treckt, hei breckt un breckt,

Un endlich höll hei still un spreckt:

»Dit weit ick nich, wo't mäglich is!

De Tähn, de sitt gefährlich wiß«,

Un leggt den Slätel up den Disch.

Doch fängt hei wedder an up't Frisch,

Un fängt mit em an rüm tau torr'n

In alle Ecken von dat Timmer;

As wir de Oll en Bessen word'n,[170]

So fegte hei mit em herümmer.

Oll Päsel, de höll wacker ut,

Un endlich kamm de Tähn herut.

De Bur, de langt nu in de Tasch

Un giwwt en Gullen för den Spaß.


As Dokter Metz tau Hus is kamen,

Giwwt em de Jung' den Gullen hen.

»Herr, desen Gullen heww'ck innamen.«

»Wat?« fröggt oll Metz, »woför? Von wen?«

»Von Päseln, Herr, för't Tähnutteihn.«

»Süh, kik!« seggt Metz, »nu seih mal ein!

Dat is mi nie passiert in minen Lewen:

De Ort pleggt man twei Gröschen süs tau gewen.

Denn dedst din Sak woll prächtig maken?

Kumm her! Ick möt di äwerstraken.

Fahr so nur fort, mein lieber Sohn,

Denn wirst der Stolz der Profeschon!«


Na gaud! Dat ward so lang nich duren,

Dunn hett dat unsen ollen Buren

Gefährlich wedder in de Tähnen reten;

Hei kunn nich slapen, kunn nich eten

Un müßte also wedder ran

Un nah den Dokter Metzen gahn.

De kriggt em denn nu glik tau hollen,

Bekickt de Tähn un find't den hollen,

Leggt sinen Slätel an, fött wisser,

Giwwt em en Ruck, un – rute is 'e!

Uns' Päsel denkt, dat geiht irst los

Un dit is man de Anfang bloß;

Dit gung em doch binah tau rasch.

Hei halt twei Gröschen ut de Tasch

Un leggt sei för den Dokter hen.

»Wo?« seggt oll Metz, »dit is jo grad, as wenn

Ick nich verstünn, en Tähn herut tau teihn.[171]

Den Burßen giwwst du einen Gullen,

Un mi, den Meister, büttst du ein

Oll dämliches Tweigröschenstück?

Ih, Päsel, wat sünd dat för Schrullen!«

»Ne, dat hett allens sinen Schick«,

Seggt Päsel, »dit gung mi tau swinn;

Doch bi den Burßen! – Ne, dat lat man sin!

Ne, Brauder Metz, för wat, is wat.

Wat hett de nich för Arbeit hadd!«

Quelle:
Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 2, Rostock 1967, S. 169-172.
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