Lob- und Danklied für den Frieden

[289] Solt' ich nicht frölich sein

Und danken dir allein,

O Gott, daß nun vergangen

Dein Zorn und das Verlangen

Der Armen ist erfüllet,

Ja daß zu dieser Frist

Dein Eifer ganz gestillet

Und du versöhnet bist?

Wie wol ist mir geschehn!

Nun kan ich Hülfe sehn.

Solt' ich dir nicht vertrauen,

Der du mich lässest schauen

Den Fried' in unsern Gränzen,

Der uns durch deine Kraft

Wird alles das ergänzen,

Was uns der Krieg gerafft.

Gott Lob! Das Kriegsgeschrei

Ist endlich nun vorbei,

So werden nicht verlassen,

Die Gott im Glauben fassen;

Nun hat sich abgewendet

Sein Grimm, nachdem der Streit

Der Fürsten sich geendet

Mit Lieb' und Freundlichkeit.

Drauf rauschet nun hernach

Der Fried', als sonst ein Bach,

Der Feld und Wiesen netzet,

Der edle Fried' ergetzet.

Gleich wie der Thau den Acker,

Den er gleich lechzend fand,

So macht der Fried' jetzt wacker

Das werte Vaterland.

Dir dank' ich Tag und Nacht,

O Gott, daß du die Macht

Des Feindes hast gebrochen

Und dich an ihm gerochen,[290]

Läßt uns nun wieder kommen

Des Landes Obrigkeit,

Zum Nutz und Trost der Frommen

In dieser schweren Zeit.

Schütz herlich ihren Stand

Durch deine Wunderhand,

Daß sie kein Feind betrübe,

Noch das an uns verübe,

Das abermal kan schaden

Des Landes Glück und Ruh';

Herr, deck uns doch mit Gnaden

Und sicherm Friede zu.

Gott Lob, der Krieg ist fort!

Uns sol an diesem Ort

Ein Feind nicht leicht erschrecken,

Noch uns mit Angst aufwecken,

Die Kreuzstund' ist vergangen,

Itz bricht der Trost herfür.

Wem sollte nicht verlangen,

O Fried', allein nach dir?

Die Not ist abgethan,

Die Lust tritt auf die Bahn;

Kein Krieg wird mehr gefunden,

Der Fried' hat überwunden.

Wird der nun nimmer wanken,

Herr Gott, in dieser Zeit,

So wollen wir dir danken

Dort in der Ewigkeit.

Quelle:
Johann Rist: Dichtungen, Leipzig 1885, S. 289-291.
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