Achter Auftritt

[63] Judas, und der Geiz.


JUDAS.

Die sach ist dannoch schier vermessen,

Der lieb, der treu, der pflicht vergessen,

Und eines menschen theures lebn

Dem wuth der feinden übergeben.[63]

GEIZ.

Wie, Judas! will es dich schon reuen?

Willst du dich etwan nicht mehr scheuen

Den ganzen rath zu hintergehn,

Und nicht bey deinen worthen stehn?

JUDAS.

Ist freylich etwas, das versprechen,

Ohn mir gegebne Ursach brechen,

Jedoch – –

GEYZ.

Was du mir hier erzehlt,

Das wird gewis die ehrlich weldt

Vor einen höchsten schimpf erkennen,

Und jenen niemahls würdig nennen,

Das du ihm haltest treu, und pflicht,

Der so mit dir in hochmuth spricht.

JUDAS.

Ist auch schon wahr: kan ohne kräncken

Niemahls auf dise schmach gedenken.

GEIZ.

So bleibe dan bey deinen rhat,

So dir schon was gewonnen hat.

JUDAS.

O Edles geldt! Mein einzigs leben!

GEIZ.

Ist dir was Amos schon gegeben

Villeicht nunmehro zu gering,

Gedenkh der dreyßig Silberling.

JUDAS.

Wie? dreyßig?

GEIZ.

Ja, von besten Sorten,

Seind dir zum lohn versprochen worden,

JUDAS.

O das ichs bald in säckl bring!

GEIZ.

Gedenkh nur dreyßig Silberling.

JUDAS.

Es ist beschlossen ich will gehen,

Und fest bey meinen worthen stehen,

Sag nur stätts dreyßig mir ins ohr

GEIZ.

Ja dreyßig stehen dir bevor.


Ab.


Quelle:
Bitteres Leiden, Oberammergauer Passionspiel, Verfasst von Pater Ferdinand Rosner O.S.B., Leipzig 1934, S. 63-64.
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