[1. Vorstellung]

[74] 1. Joab und Amasa um fangen einander, doch also, das Joab, welcher zur rechten seithen steht, den Amasa, welcher mit beyden händen dem Joab umb den hals fallen will, nur mit der linken handt umarmet, mit der rechten aber einen bloßen dolch an die brust sezet. Etwas entfernet hinter ihm stehen etwelche Soldaten des Joabs in einer aufmerksamen positur.


O treuloses küssen! o falsches umarmen!

Wer soll sich des Amasä hier nicht erbarmen?

Da disen ein Joab so sehr hintergeht.

Secht, wie diser unmensch die freindtschafft verlezet,

Und würckhlich den dolch an die brust schon ansezet,

Wie also die unschuld beym untergang steht.[74]

Wer kan den abris nicht auf disen grund erkennen,

Wird nachmahls Judas nicht ein Joab sein zu nennen?

Wan er sein liebstn gott aus höchster geld begird

Durch einen falschen kus dem feind verrathen wird?

Erweget dise thatt, und führet tieff zu herzen,

Den von vermenschten gott daraus geschöpften schmerzen

Ich aber schreitte forth, und zeige ferners an,

Was man aus folgenden hernach erwarthen kan.

Quelle:
Bitteres Leiden, Oberammergauer Passionspiel, Verfasst von Pater Ferdinand Rosner O.S.B., Leipzig 1934, S. 74-75.
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