I.

Vor Jahren hatte ich mich entschlossen, einen Winter auf dem Lande zu verleben, und zwar deshalb, weil ich in meinen Arbeiten zurückgeblieben war und Ruhe und Sammlung benötigte. Ich begab mich also im Spätherbst auf ein herrschaftliches Gut, dessen Besitzer mir seit Jahren befreundet. Er selbst war von dort, wo er einen Teil des Sommers zugebracht, mit seiner Familie nach Italien abgegangen; ich aber bezog ein kleines Nebengebäude des Schlosses, wo ich mich sehr bald wohnlich eingerichtet hatte. Meine Fenster gingen nach zwei Seiten hin. Auf der einen blickte ich in den Park, auf der anderen lag die Landschaft mit einem Teil des Dorfes vor mir. Eine echt mährische Gegend. Unübersehbare Felder, auf welchen noch hin und wieder Rüben und Kartoffeln standen; sanft ansteigende Hügel, dunkle Nadelholzwälder – und das Ganze von einem Eisenbahndamme und einem kleinen, trägen Flüßchen durchschnitten und durchschlängelt.

Während der ersten Zeit meines Aufenthaltes war ich viel im Freien. Ich ließ mir einen alten Gaul satteln, der im Stalle der Wirtschaft den Gnadenhafer genoß, und ritt im sanften Strahle der letzten Oktobersonne nach den umliegenden Höfen und Ortschaften; oder ich durchstreifte, die Jagdflinte über die Schulter gehängt, die lautlosen Wälder, bis sie endlich von Novembernebeln zu triefen anfingen – und ich mit einem leidenschaftlichen Rucke meine Tätigkeit aufnahm. Nun verließ ich, mit Ausnahme regelmäßiger Morgenspaziergänge,[81] das Haus nicht mehr – und als der Weihnachtsschnee auf den Feldern lag, da war ich auch mit einer Arbeit zu Ende gekommen, die mir schon lange das Herz beschwert hatte und auf deren glückliches Vollbrachtsein ich am Silvesterabend ein Glas selbstgebrauten Punsches leeren konnte.

Auch den Neujahrstag wollte ich in meiner Weise festlich begehen. Es war in jenem Jahre ein äußerst strenger, aber prachtvoller Winter, und gerade damals gab es das köstlichste Wetter. Der Himmel war durchsichtig blau, und soweit das Auge reichte, glitzerten die weißen Kristalle. Ich beschloß, nach einem alten, verfallenen Bergschlosse zu wandern, das etwa zwei Wegstunden entfernt lag und eine herrliche Rundsicht über das Land eröffnete. Ich hatte diese Rundsicht schon mehrmals im Sommer genossen, wollte aber nun auch ihre winterlichen Reize kennenlernen.

Nachdem dies geschehen war und ich genug der reinen, aber auch schneidenden Luft, die dort oben wehte, eingeatmet hatte, machte ich mich wieder auf den Heimweg. Mittag war schon vorüber; müde und hungrig geworden, fiel ich in die nächste Dorfschenke ein, die sich mir darbot. Es war ein elendes Wirtshaus, nur durch einige Hobelspäne gekennzeichnet, die nach Landessitte über dem Tore hingen. In der Gaststube saßen einige Bauern bei trübem Bier; auch drei Wandermusikanten waren da, die ihre Blechinstrumente vor sich liegen hatten und vielleicht später zum Tanze aufspielen sollten. Der Wirt aber, bei dem ich ein notdürftiges Mahl bestellte, wies mich zuvorkommend über den Flur in ein kleines Nebenzimmer, in welchem nur ein einziger, länglicher Tisch stand.

An diesem Tische, mit dem Rücken gegen die Wand, saß ein städtisch gekleideter Mann und schien zu schlummern; wenigstens hatte er das Haupt auf die Arme gelegt, die verschränkt auf der Tischplatte ruhten. Neben ihm auf der Bank lag ein brauner Hund, der bei meinem Eintritt kurz anschlug.

Der Mann hob den Kopf, faßte mich ins Auge – und[82] starrte mich an, so wie ich ihn. Dieses runde, blaß aufgeschwemmte Gesicht, das jetzt allmählich von einer fahlen Röte überzogen wurde, kam mir so bekannt vor, daß ich unwillkürlich ausrief: »Wie? Sie sind es, Herr – Herr –« Ich rang vergeblich nach einem Namen, der mir entfallen war.

Der andere zögerte sichtlich, diesen Namen auszusprechen. Endlich sagte er mit leiser, stockender Stimme: »Bacher, wenn ich bitten darf – Johann Bacher.«

»Richtig – Herr Bacher! Das nenne ich ein überraschendes Zusammentreffen!« Dabei setzte ich mich ihm gegenüber und deutete kurz die Gründe an, die mich für diesen Winter hierher geführt. »Aber wie kommen Sie in diese Gegend?« fuhr ich fort.

»Sie ist ja eigentlich meine Heimat«, erwiderte er, noch immer sehr verlegen; »denn ich habe in der nächsten Kreisstadt, wo mein Vater ein kleines Amt bekleidete, das Licht der Welt erblickt. Seitdem bin ich freilich auch an anderen Orten herumgekommen. Gegenwärtig aber bin ich Kanzlist bei dem Notar in ...« Er nannte einen größeren Marktflecken, der, noch zu dem Rayon der Herrschaft gehörend, eine starke Wegstunde von meiner Behausung entfernt an der Landstraße lag.

Doch eh' ich hier fortfahre, muß ich vorerst weiter zurückgreifen.


* * *


Vor ungefähr einem Dezennium hatte man wieder einmal ein dichterisches Genie, einen modernen Shakespeare entdeckt, von welchem man erwartete, daß er die Wiedergeburt des deutschen Dramas einleiten werde. Ein bisher gänzlich unbekannter, in Wien lebender Autor hatte nämlich eine Tragödie erscheinen lassen, die das Bedeutendste sein sollte, was seit vielen Jahren in dieser Richtung geschaffen wurde; ja ein gewisser Ästhetiker, der sonst fast alle Erscheinungen der neueren Literatur mit Stillschweigen zu übergehen liebte, verstieg sich in einem plötzlichen[83] Anfall von Begeisterung zu dem Ausspruche: das Werk könne – wenn überhaupt – nur mit dem Macbeth oder dem Lear verglichen werden.

Was nun mich selbst betraf so legte ich auf dies alles kein besonderes Gewicht. Ich hatte schon damals lange genug gelebt, um zu wissen, wie wenig in der Regel hinter einem solchen pausbäckigen Lobe zu suchen sei. Ich hielt das Ganze für eine mehr oder minder glänzende Seifenblase, wie ich deren schon manche hatte aufsteigen und platzen gesehen. So trug ich denn auch gar kein Verlangen, das in Rede stehende Drama kennenzulernen, bis mich endlich das dringende Ersuchen einer mir befreundeten Dame, welche aufstrebende Talente mit schönem Eifer und auch nicht ohne ein gewisses Verständnis zu fördern pflegte, dazu vermochte. Mit Mißtrauen und Mißbehagen nahm ich das Buch zur Hand – mit großem Interesse und stellenweisem wirklichen Genusse las ich es zu Ende. Hier hatte sich in der Tat eine nicht gewöhnliche Begabung und, was noch mehr sagen wollte, ein selbständiger Geist ausgesprochen, der sich allerdings an dem großen Briten herangebildet, aber – einige geringfügige Formanklänge abgerechnet – keineswegs in Nachahmung verfallen war. Nicht so glücklich stand es mit der Komposition des Stückes. Denn diese erwies sich sehr unzulänglich, gleichsam als Nebensache behandelt. In einzelnen Szenen kam allerdings lebendige und auch gewandte dramatische Kraft zur Geltung; allein gerade dort, wo sie sich zeigen sollte und mußte, fiel sie aus oder schlug vielmehr mitten in der Steigerung in eine weichliche Schwäche um, die mir mit der Natur des Dichters selbst im Zusammenhange zu stehen schien. Alles in allem: ein mangelhafter, aber berechtigter dramatischer Versuch. Ich teilte meine Ansicht der Dame mit und fügte schließlich hinzu, daß der Verfasser unter allen Umständen aufmunternde Teilnahme verdiene; wie hoch jedoch seine Begabung anzuschlagen und wie weit diese entwicklungsfähig sei, das könne erst die Zukunft lehren.

Ich sah, daß meine Meinung keine vereinzelte blieb. Denn[84] man begann schon allmählich von verschiedenen Seiten sich in ähnlicher Weise, wenn auch nicht ganz so wohlwollend, zu äußern. Ein damals allmächtiger, auch in literarischen Dingen tonangebender Theaterdirektor hatte überdies das Werk von der Bühne zurückgewiesen, und zwar mit der Bemerkung, die er ähnlichen Erzeugnissen gegenüber stets auszusprechen liebte: er führe das Stück im Interesse des Autors nicht auf; der solle ihm nur ein neues und besseres schreiben.

Dieses aber ließ auf sich warten; ja es tauchte sogar die Behauptung auf, daß Hans Bacher – so nannte sich oder so hieß vielmehr der Dichter – nie wieder ein Stück zustande bringen werde. Dasjenige, womit es ihm gelungen war, einiges Aufsehen zu erregen, habe er schon vor vielen Jahren verfaßt, und seit dieser Zeit trage er sich mit einem zwar großartigen, aber völlig undramatischen Stoffe, an welchem er sich sozusagen geistig aufzehre. Dabei kamen auch nach und nach, wie das so zu gehen pflegt, mißgünstige Urteile über die Persönlichkeit des Autors selbst zum Vorschein. Er sei ein Autodidakt, hieß es, und über das bildungsfähige Alter längst hinaus; dabei sei er träge und hochmütig – und vor allem tadelte man, daß er eine zwar unbedeutende, aber immerhin das Leben sichernde Beamtenstelle aufgegeben, um sich ganz der Dichtkunst zu widmen, wobei er, wie so manches andere halbe, sich selbst überschätzende Talent vor und nach ihm, unfehlbar seinen Untergang finden müsse.

Es fügte sich in jener Zeit, daß ich mich bei dem erwähnten Theaterdirektor an einem seiner gewöhnlichen Empfangsabende einfand, wo man stets mit einer Anzahl von Künstlern und Schöngeistern beiderlei Geschlechtes zusammentraf. Es waren diesmal gerade sehr viele Leute zugegen, so daß sich der nicht allzugroße Salon überfüllt zeigte. Nachdem ich mit dem Hausherrn, der in einer Runde von Herren und Damen saß, den üblichen kurzen Gruß ausgetauscht hatte, zog ich mich mit einem zufällig anwesenden näheren Bekannten in eine[85] Fensternische zurück. Bald darauf trat ein Herr ein, der mir ganz fremd war. »Das ist der Dichter Bacher«, sagte mein Nachbar.

Da mich der Mann interessierte, so betrachtete ich ihn genau. Er war etwa vierzig Jahre alt, klein, ziemlich beleibt und trug einen fadenscheinigen schwarzen Rock, dessen Ärmel so unzulänglich waren, daß sie selbst die auffallend kurzen Arme, die darin staken, nur zur Not verhüllten. Auffallend war mir auch die scheue, demütige Unterwürfigkeit, mit welcher sich der Ankömmling vor dem Direktor und noch einigen Anwesenden, die ihm bekannt sein mochten, verneigte; denn allzuviele Zeremonien waren hier nicht Sitte, auch schien dieses Benehmen mit dem Vorwurf des Hochmutes, den man gegen ihn erhoben hatte, sehr im Widerspruch zu stehen. Endlich ließ er sich auf einen eben frei gewordenen Stuhl in dem Kreise um den Direktor nieder, und zwar an der Seite einer älteren Dame, welche, selbst Schriftstellerin, ihn sogleich angelegentlich in ein Gespräch zog. Er aber schien sich dabei sehr unfrei zu fühlen, rückte unruhig auf seinem Sitze hin und her und griff beständig, wie um seine Gedanken zu sammeln, nach der Stirn. Diese wies sich samt der Nase stark entwickelt; der untere Teil des Gesichtes aber trat schwächlich zurück. Die Augen konnte ich nicht beurteilen; denn sie waren von schwer herabfallenden Lidern zur Hälfte verhüllt.

Seine Unterredung mit der Dame hatte noch nicht lange gedauert, als der Direktor plötzlich den Kopf gegen ihn drehte und mit der ihm eigentümlichen lauten und barschen Stimme rief: »Nun, Herr Bacher, wie steht es mit Ihrem neuen Stück? Ist es fertig?«

Der Gefragte zuckte zusammen, und seine Augen schlossen sich fast gänzlich. »Nein, noch nicht«, erwiderte er mit sichtlicher Anstrengung, während er sich verlegen hin und her wand.

»Was? Noch immer nicht!« schrie der andere, sich weit im Fauteuil zurücklehnend. »Dann wird es auch niemals fertig werden; denn allem Anschein nach sind Sie selbst fertig!«[86]

Diese rücksichtslose Äußerung in Gegenwart so vieler Personen schleuderte den armen Dichter fast vom Stuhle hinab. Er wurde fahl wie der Tod; dann begann er in stummer Scham immer stärker aufzuglühen. Zum Glück waren die meisten Anwesenden an ähnliche Impromptus von seiten des Hausherrn, der sogleich wieder mit dem ihm zunächst Sitzenden von etwas ganz anderem zu sprechen anfing, seit langem gewohnt und beachteten die Sache weiter gar nicht. Nur einige wenige sahen den Getroffenen mit Befremden und, wie es mir scheinen wollte, zum Teil auch mit schadenfroher Genugtuung an. Ich aber konnte nicht an mich halten, und da gerade jetzt, indem sich einige Damen zum Fortgehen anschickten, eine Bewegung im Salon entstand, so trat ich auf den noch immer mit Scham und Verlegenheit Kämpfenden zu, stellte mich ihm vor, sagte, daß ich mich sehr freue, ihn kennenzulernen, denn ich hätte sein Drama mit großem Interesse gelesen – und was ich sonst noch zu einiger Linderung vorbringen konnte.

Er schien meine Worte anfänglich gar nicht zu vernehmen; nach und nach jedoch wurde er aufmerksam und sein Antlitz erhellte sich, das bei näherer Betrachtung den Stempel großer Gutmütigkeit trug. Er war offenbar froh, einer wohlwollenden Seele gegenüberzustehen, und dankte mir in ziemlich mühsam gewählter Rede, die aber immer fließender und natürlicher wurde. Er erwähnte auch seines neuen Stückes, auf welches er, wie er sagte, sehr große Hoffnungen setzte, klagte jedoch, daß es trotz aller darauf verwendeten Mühe nicht recht gedeihen wolle. Ein paar Andeutungen über den Stoff, die er fallen ließ, zeigten mir freilich, daß diejenigen, welche die Wahl eine verfehlte nannten, nicht geradezu im Unrecht waren. Aber ich hütete mich, dies irgendwie merken zu lassen; denn ich wußte, daß man durch derlei Bedenken und Einwendungen wohl beirren und verwirren, niemals aber überzeugen könne. Ich tröstete ihn vielmehr, indem ich hervorhob, daß ich ähnliche qualvolle Stockungen aus eigener Erfahrung kenne, und bestärkte[87] ihn in seiner Absicht, sich für einige Zeit gänzlich von dem ungewohnten und zerstreuenden gesellschaftlichen Leben zurückzuziehen, in welches er, seinem Ausspruche nach, ganz wider Willen hineingeraten war.

Endlich hielt ich es für angemessen, mich zu empfehlen, und er benützte diese Gelegenheit, um sich unbemerkt gleichfalls zu entfernen. Wir gingen zusammen die Treppe hinunter; vor dem Tore verabschiedeten wir uns, und jeder schlug seinen Weg ein.

Bald darauf trat ich eine Reise an, die mich weit länger fern hielt, als es meine ursprüngliche Absicht gewesen war. Während dieser Zeit dachte ich immer seltener an den guten Hans Bacher – und hatte ihn endlich ganz und gar vergessen. Da ich auch nach meiner Rückkehr seiner nicht mehr ansichtig wurde, so blieb es dabei. Erst als man plötzlich wieder ein anderes Genie, einen Epiker, entdeckt hatte, der ein moderner Dante zu werden versprach, wurde ich an den verschollenen Dramatiker gemahnt. Aber ich konnte über ihn keine Auskunft erhalten. Niemand wußte, wo er sich aufhalte; man zuckte die Achseln und meinte, er würde wohl irgendwo zugrunde gegangen sein ..........


* * *


Und nun saß er vor mir, sichtlich gealtert, mit schlaffen, verfallenen Zügen, das gelichtete Haar grau und wüst um die Schläfen, und bewegte, noch immer fassungslos, die kurzen Arme auf dem Tisch.

»Also Sie sind jetzt bei einem Notar beschäftigt«, sagte ich mechanisch. »Und wie ist es –« mit Ihren dichterischen Arbeiten? wollte ich fragen, hielt aber unwillkürlich inne.

Er verstand, was ich meinte, und machte eine abwehrende Bewegung. »O, damit ist es aus – ganz aus. Ich denke nicht mehr daran und habe jede Hoffnung in dieser Hinsicht aufgegeben.«

»Und warum?« warf ich ein. »Doch nicht deshalb, weil[88] Sie jenes Stück, das Sie damals im Geiste trugen, nicht zu bewältigen vermochten? Oder haben Sie es etwa doch beendet?«

»Ich habe es nicht beendet.«

»Nun, vielleicht widerstrebte der Stoff ganz und gar der dramatischen Form. Jeder von uns hat in seinem Schaffen ähnliche Mißgriffe zu verzeichnen. Vielleicht hatten Sie sich überhaupt in Ihren Plänen übernommen.«

»Das tat ich! Das tat ich! O, ich war von einem wahnwitzigen Hochmute besessen. Das Größte wollte ich leisten – das noch nie Dagewesene! Parturiunt montes – und nicht einmal eine Maus wurde geboren nicht einmal eine lächerliche Maus!«

»Das können Sie nicht sagen«, erwiderte ich ernst. »Das Werk, mit welchem Sie in die Öffentlichkeit getreten sind, ist aller Ehren wert – ist ein sehr schätzbares Zeugnis Ihres Geistes.«

»Schätzbar!« rief er fast unwillig. »Wer schätzt es? Sie vielleicht, mein verehrter Herr, und noch ein paar andere Menschen, die wohlwollend sind, gleich Ihnen. Sonst aber hat es mir nur Verachtung – oder doch wenigstens Mißachtung eingetragen. Und sagen Sie selbst: was soll auch diese rudimentäre Arbeit, diese zerstückte Talentprobe in der Literatur bedeuten? Nichts! Gar nichts!«

Ich schwieg. Einer so scharfen und im Grunde auch richtigen Selbstkritik gegenüber ließ sich nicht sogleich etwas vorbringen. »Nun wohl«, sagte ich endlich, »eigentlich haben Sie recht. Aber wer kann heutzutage auf wirkliche Geltung, auf unanfechtbare Bedeutung Anspruch erheben? Das Wort Goethes: ›Weh dir, daß du ein Enkel bist‹ gilt vor allem in der Kunst. Und zuletzt ist jede Größe doch nur eine relative. Die Zeit rüttelt an allem und jedem – selbst an den Säulen, die uns bis jetzt in den Himmel zu ragen scheinen. Jedenfalls aber hätten Sie nicht in Kleinmut verfallen, sondern sich weiter versuchen sollen.«[89]

»Als ob ich mich nicht versucht hätte!« rief er. »Glauben Sie denn, daß ich mich wirklich nur mit diesem einen Stoffe getragen habe – wie freilich von vielen Seiten ausgestreut wurde? Nein, Verehrter! Da drinnen« – er schlug sich mit der Hand vor die Stirn »da drinnen lebte und webte es! Eine Fülle von Gestalten drängte sich in mir – aber wie ich sie fassen, wie ich sie von mir loslösen wollte, zerflossen sie – um mir wieder und wieder als daseinfordernde Schatten zu nahen. Und als ich endlich, meine Unmacht erkennend und auf hohen Ruhm verzichtend, mich von ihnen ab und den gewöhnlichsten, ausgetretensten Pfaden der Literatur zuwandte, versagte mir mein Geist auch dort. O, der Direktor hatte damals recht! Ich war fertig – längst fertig; ich wollte es mir nur nicht eingestehen!«

»Aber wie ist das möglich!« rief ich aus.

»Ja, wie ist das möglich! So fragte ich mich selbst in öden, stumpfsinnigen Tagen, in schlaflosen, qualdurchtobten Nächten. Wie ist das möglich! stöhnte ich verzweifelt, wenn ich in mein erstes gedrucktes Werk hineinsah, während das aufgelegte Blatt Papier leer blieb und die Tinte im Schreibzeug vertrocknete. Und doch war es so. Vielleicht liegt der Grund in einer erschlafften Faser des Gehirns oder in einer widerstrebenden Blutwelle. Aber da stehen wir im Dunkeln, und da wird man schuldig – schuldig in den Augen der Welt, wird verachtet, verspottet, und die Schmerzen, die solch ein Unglücklicher durchzukämpfen hat – die Nacht des Wahnsinns, die vor ihm aufzusteigen beginnt, ahnt kein Mensch! O, was habe ich gelitten!«

Er verhüllte sein Antlitz mit den Händen und brach in Tränen aus, die er gewaltsam zurückdrängen wollte. Aber es gelang ihm nicht: unaufhaltsam, in heißem Gusse strömten sie hin.

Ergriffen saß ich da und ließ ihn weinen. Der Hund, eine Art Dächser, der bis jetzt in sich zusammengerollt an seiner Seite geschlafen hatte, richtete sich empor und legte winselnd die Vorderpfoten auf die Schulter seines Herrn.[90]

Plötzlich erschallten wüste, ohrenzerreißende Klänge: die Bläser in der Wirtsstube hatten ihr Spiel eröffnet. Bacher fuhr auf, begütigte mit der einen Hand das Tier, das laut zu heulen angefangen hatte; mit der anderen zog er ein zerknülltes farbiges Taschentuch hervor und trocknete sich hastig Augen und Wangen.

»Verzeihen Sie, daß ich mich Ihnen so gezeigt habe«, sagte er dann. »Aber ich konnte mich nicht beherrschen. Sie sind gut und verständnisvoll und werden mich nicht verachten.«

»Gewiß nicht!« Und ich reichte ihm die Hand.

»Ich bin auch nicht immer so schwach«, fuhr er fort. »Ich habe mich ja längst resigniert. Nur jetzt wurden die alten Wunden wieder aufgerissen.«

Ich drückte mein Bedauern aus, daß ich, ohne es zu wollen, die Veranlassung gewesen.

»Machen Sie sich deshalb keine Sorge«, erwiderte er. »Die Tränen haben mir wohlgetan. Wenn ich mit mir allein bin, kann ich nicht weinen, und da ich jetzt einem Manne, den ich hoch halte, mein Herz ausgeschüttet, werde ich um so leichter mein unbeachtetes Dasein weiterleben.«

»Sie sind also mit Ihren äußeren Verhältnissen nicht gänzlich unzufrieden?«

»Keineswegs; im Gegenteile. Was ich mir bei dem Notar verdiene, ist freilich nicht viel; aber es läßt sich damit auskommen.«

»Es freut mich, dies zu hören. Aber – entschuldigen Sie, daß ich mich gewissermaßen als unbefugter Ratgeber eindränge – wäre es denn einem Manne von Ihrer Begabung nicht möglich, sich eine vorteilhaftere Stellung zu gründen? Es ließe sich gewiß etwas Passendes für Sie finden, und wenn Sie mir erlauben wollten, daß ich in Wien –«

Er zuckte erschreckend zusammen und streckte mir die Arme in heftiger Abwehr entgegen. »Nein! Nein!« rief er, »um keinen Preis – nicht um das Gehalt eines Ministers! Wie sollte ich den Leuten dort unter die Augen treten! Und dann –[91] Sie überschätzen meine Fähigkeiten. Ich besitze nur sehr geringe Kenntnisse; denn ich habe meine Studien leider nicht beenden können. Mein Vater starb, als ich noch ein Knabe war, und meine Mutter blieb arm, sehr arm zurück. Daher mußte ich die Schule vorzeitig verlassen und in ein Amt eintreten, bei welchem es mehr auf die Praxis als auf die Theorie ankam. Es war im Zollwesen. Die erste Zeit, da ich in sehr untergeordneter Stellung beschäftigt war, ging die Sache leidlich. Als ich aber später selbständig eingreifen sollte, da zeigte sich sofort der Mangel meiner Natur. Der direkte Verkehr mit den Parteien verwirrte mich; ich konnte keinen raschen Überblick über die Tätigkeit der mir unterstehenden Handlanger gewinnen, und so kamen Verstöße vor, die mich bei meinen Vorgesetzten in den Ruf eines leichtsinnigen und sorglosen Beamten brachten, während ich doch nur ein ängstlicher und schwerfälliger war, der sich selbst das kleinste Vergehen tief zu Herzen nahm. Und als man endlich erfuhr, daß ich ›dichte‹, war es auch um mich geschehen. Man wurde mir aufsässig, bereitete mir absichtliche Schwierigkeiten und Verlegenheiten, überging mich bei einer mir zustehenden Beförderung – und ich sah den Tag herannahen, an welchem man mich schlechthin entlassen würde. Daher gab ich auch sofort selbst meine Stelle auf, als ich einen literarischen Erfolg errungen hatte. Also nicht aus Hochmut oder gar aus Trägheit, wie mir späterhin in die Schuhe geschoben wurde. Hochmütig, wie ich Ihnen schon gestanden, war ich wohl, aber nur in jener einen Hinsicht; im übrigen aber kann es keinen Menschen geben, der anspruchsloser wäre als ich. Und ohne Tätigkeit – das habe ich während meines qualvollen unfreiwilligen Müßigganges zutiefst empfunden – könnte ich gar nicht leben. Aber es muß eine ruhige, gleichmäßige, mehr mechanische Tätigkeit, wie die des bloßen Abschreibens sein. Bei allem anderen, das mir gewissermaßen eine über mich selbst hinausgehende Verantwortlichkeit auferlegt, verliere ich den Kopf. Es ist eigentümlich«, fuhr er nach einer Pause, da die[92] Musik inzwischen wieder aufgehört hatte, mit leiserer Stimme fort, »es ist eigentümlich, daß ich das schon als Knabe vorempfunden hatte. Wenn meine Mitschüler ihre Pläne und Absichten für die Zukunft kundgaben, und der eine Soldat, der andere Kaufmann, Arzt – oder noch Höheres werden wollte, so schwebte mir hingegen stets das stille, gleichmäßige Dasein eines einfachen Schreibers vor. Ich hatte dabei die drei Kanzlisten des Advokaten meiner kleinen Vaterstadt im Auge. Seine Kanzlei befand sich im Erdgeschosse des Hauses, wo wir selbst wohnten, und wenn ich die drei Kumpane, die in den verschiedensten Lebensaltern standen, mit dem Schlage der Uhr erscheinen, dann in der Nähe der Fenster behaglich schreiben – und mit dem Schlage der Uhr wieder weggehen sah, da hielt ich ihr Los – Träume von Dichterruhm hatte ich ja damals noch nicht! – für den Gipfel alles Glückes. Nun, dieses Glück hätte ich bald genug mein eigen nennen können – aber es war mir bestimmt, erst auf weiten, sehr weiten Umwegen dazu zu gelangen. Doch nun bin ich auch damit zufrieden und möchte meine bescheidene Stelle mit keiner anderen in der Welt vertauschen – schon deswegen nicht, weil ich, wie gesagt, keiner anderen gewachsen wäre. Von acht bis sechs Uhr schreibe ich, mit kurzer Unterbrechung während der Mittagszeit, meine Bogen voll; die Abende und die Sonn- und Feiertage aber gehören mir und meinem Hunde.« Er zog dabei das Tier auf seinen Schoß und liebkoste es, als wär' es ein Kind.

Auf diese entschiedene Auseinandersetzung war füglich nichts mehr zu erwidern. Ich ließ daher den Faden des Gespräches fallen und wandte mich nun auch dem Hunde zu, der mit seinen gelben Pfoten und ebensolchen Flecken über klugen braunen Augen in der Tat ganz artig aussah. »Ein hübscher Hund«, sagte ich beifällig. »Wie heißt er?«

»Tambi. Ich habe ihn, da er noch ganz klein war, von einem Heger gekauft, der ihm den abgeschmackten Namen ›Tambourl‹ gegeben hatte.«[93]

»Ein häufiger Name bei Dachshunden.«

»Da er nun doch schon daran gewöhnt war, so habe ich wenigstens die erste Silbe beibehalten.«

Ich wollte Tambi an mich locken. Er sah mich freundlich an und wedelte; aber er kam nicht.

»O, er geht niemandem zu!« rief Bacher. »Er ist die Anhänglichkeit selbst und von meiner Seite gar nicht wegzubringen.«

»Eine vortreffliche Eigenschaft. Schade, daß sich in ihm die Rasse nicht rein erhalten hat. Er ist viel zu hochläufig; auch trägt er, wie ich sehe, die Rute aufgerollt, ein sicheres Zeichen, daß eine Kreuzung stattgefunden.«

»Das sagte schon der Heger, der ihn auch deshalb dem Hause und den Kindern überlassen hatte. Von diesen wurde das arme Tier in argloser Grausamkeit sehr gequält. Zudem zeigte sich eine böse Krankheit in den Ohren. Aber das heilte bald – und nun sind wir beide glücklich!« Er herzte das Tier wieder, das sich schmeichelnd in seinen Armen wand. »Sehen Sie nur, wie verständig er mich anblickt; er weiß, daß von ihm gesprochen wird. Ein ganz einziger Hund! Still, sanftmütig – und doch sehr wachsam. Dabei keine Spur von Gier oder Gefräßigkeit; man muß ihn förmlich bitten, sein bißchen Futter anzunehmen. Er kennt nur eine Leidenschaft: die Jagd.«

»Sind Sie Jäger?«

»Ich? O nein – wie käme ich dazu? Er jagt ganz für sich allein. Und da sollten Sie sehen, welches Leben, welches Feuer in dem sonst so ruhigen Tiere zum Vorschein kommt! Mit welcher Spannung er in den Ackerfurchen hinläuft, wie er die Spur verfolgt, wie er dem aufgestöberten Hasen mit hellem Gekläff nachsetzt ....«

»Und das lassen Sie ihm hingehen?«

»Warum nicht? Er verursacht ja keinen Schaden. Freund Lampe ist doch stets weit schneller, und so kehrt Tambi nach einer Weile keuchend und schäumend wieder zu mir zurück.«[94]

»Das geschieht, weil er sichtlich noch jung ist. Aber lassen Sie ihn erst völlig ausgewachsen sein, so werden Sie erfahren, daß er von der Fährte nicht mehr abläßt. Denn was Sie da gesagt haben, beweist mir, daß trotz allem die wilde Natur der Dächser in ihm steckt, und wenn es ihm einmal gelingt, einen Hasen anzuschneiden, so ist auch in ihm ein nicht mehr zu bezähmender Blutdurst wachgerufen.«

Die Worte berührten Bacher offenbar höchst peinlich und machten ihn nachdenklich. »Also meinen Sie wirklich –« sagte er kleinlaut.

»Ganz gewiß. Und auf alle Fälle müssen Sie darauf gefaßt sein, daß man Ihnen den Hund heute oder morgen erschießt; denn die Jagdgesetze werden hierzulande sehr streng gehandhabt.«

Er erbleichte. »Das hat mir unser Förster auch gesagt. Aber ich dachte, er wolle mir bloß Angst machen und den Hund verleiden. Die Menschen können ja nicht mit ansehen, daß einer an etwas seine Freude hat; wie denn auch alle im Anfang über das Tier lachten und spotteten – und jetzt erscheint es ihnen mit einem Male gefährlich. Der Förster meinte zwar, er selbst und sein Gehilfe würden Tambi nichts anhaben; wenn dieser aber einmal an jemand geriete, der ihn nicht kennt, oder in ein fremdes Revier –«

»So ist es auch um ihn geschehen, denn nur wirkliche Jagdhunde genießen das Recht der Schonung. Und überdies besitzen alle Forstleute den eigentümlichen Hang, gerade solchen Vierfüßlern auf den Pelz zu brennen.«

Er rückte wie in Verzweiflung auf seinem Sitze hin und her. »Aber, mein Gott, was soll ich denn tun? Ich kann doch den Hund nicht in meiner Stube eingeschlossen halten. Und im Freien stößt man hier bei jedem Tritte auf Wild!«

»Sie müssen ihn an die Leine nehmen.«

»An die Leine!« rief er empört. »Ein Geschöpf, das zu unbehindertem Lauf geschaffen ist, dessen Natur und Instinkt[95] es antreiben, Wald und Flur zu durchstreifen, an die Leine! Bedenken Sie, Verehrter, was das sagen will! Hin und wieder möchte es wohl angehen, und im Walde selbst, wo Tambi auf Rehe stoßen und sie beunruhigen oder verscheuchen könnte, pflege ich es ohnehin zu tun. Aber sonst und stets! Bei jedem Schritte mit ansehen zu müssen, daß er vor-und seitwärts springen möchte – fühlen zu müssen, wie er fast bis zur Selbsterdrosselung an der kettenden Schnur zerrt – Nein! Nein!«

»Nun, dann gilt es, eine Dressur zu versuchen, damit er lernt, Ihrem Rufe unter allen Umständen Folge zu leisten.«

»Aber er hört ja, wenn er auf einer Fährte ist, in seiner Aufregung meinen Ruf gar nicht.«

»Er wird ihn schon hören, wenn er erst einige Male ausgiebig gezüchtigt worden ist.«

»Gezüchtigt!? Sie meinen, ich solle ihn schlagen? Das kann ich nicht – eher mich selbst!«

»Entschuldigen Sie, das ist eine Schwäche ....«

»Mag sein, aber es ist mir nun einmal nicht möglich. Und dann – ich hasse alle und jede Dressur! Ich habe es zu tief an mir selbst erfahren, was es heißt, dem innersten Drange seines Wesens nicht folgen zu können – gebunden zu sein; ob innerlich oder äußerlich bleibt sich ja gleich. Eh ich den Hund zwänge, seiner Natur zu entsagen – eher sollte er .....« Er erschrak vor der Schlußfolgerung, die er aussprechen wollte, und brach plötzlich ab. »Aber es muß irgendein anderes Mittel – einen Ausweg geben«, fuhr er nach einer Pause fort, »ich habe schon öfter darüber nachgesonnen ......« Und er versank, die Stirn in die Hand legend, in Gedanken.

Es wurde ganz still in dem kleinen Zimmer, das sich bereits allmählich verdunkelt hatte. Tambi saß aufrecht auf der Bank und blickte von einem zum an deren.

Drüben begann die Musik wieder. Es war früher nur eine Introduktion gewesen; jetzt aber schien der Tanz seinen[96] Anfang zu nehmen. Bacher blickte auf. »Es ist schon spät«, sagte er; »ich muß an den Heimweg denken.«

Da auch mich nichts länger zurückhielt, so bezahlten wir unsere geringfügige Zeche und entfernten uns, nachdem wir noch einen Blick in die Wirtsstube getan, wo sich wirklich die aufgebauschten Röcke mehrerer Dirnen im Kreise drehten.

Draußen brach eben die Dämmerung herein. Rosige Abendlichter lagen noch auf den weißen Gipfeln ferner Höhenzüge; über uns aber, im Azur des Himmels, zitterten bereits die ersten Sterne.

Schweigend schritten wir durch das Schweigen der Natur, während Tambi schnobernd an einem nahen Waldrande hinlief.

Nach einer starken halben Stunde hatten wir die Landstraße erreicht, wo sich unsere Wege trennten.

»Leben Sie wohl«, sagte ich, »und behalten Sie unsere Begegnung in guter Erinnerung. Vielleicht lassen Sie sich einmal bei mir sehen; Ihr Besuch wird mich jederzeit sehr erfreuen.«

»Ich werde mir jedenfalls die Freiheit nehmen; erlaube mir jedoch, zu bemerken, daß meine Zeit derart gemessen ist, daß ich vielleicht nicht so bald ...«

»Ich bitte Sie, sich keinerlei Verpflichtung aufzuerlegen. Wir sind ziemlich nahe Nachbarn, und so können wir es getrost dem Zufall überlassen, daß er uns wieder zusammenführt.« Ich reichte ihm die Hand, die er mit der ihm eigentümlichen Unterwürfigkeit ergriff. Dann ging er.

Inzwischen war es Nacht geworden, und die Mondessichel, die hinter einem Hügel hervortauchte, warf ihr zauberisches Licht über die Landschaft. Plötzlich ertönte in der Ferne hinter mir lebhaftes, nach und nach verhallendes Gebell. Tambi hatte offenbar einen Hasen aufgejagt.

Quelle:
Ferdinand von Saar: Sämtliche Werke in zwölf Bänden. Band 8, Leipzig [1908], S. 77-78,81-97.
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