15. An die Einsamkeit

[349] Einsamkeit, sanfter Trauer Labsal! Amme

Jedes tiefen Gefühls! In deinem Schoße

Ruh' ich, wie in buschiger Bucht der stille

Friedliche Nachen.


Hier, wo der schaumumwölkte Bach vom Felsen

Schmilzt, dann perlend zerspritzt und Kühlung dampfet,

Daß die Weidenstauden umher im Taustaub

Schwankend erschauern,
[349]

Hier will ich weilen! Hier ist's traut und heimlich;

Friede sänftigt des vollen Busens Wallung;

Jede Sorg' entschlummert zu süßen Träumen;

Hier will ich weilen!


Aber was schimmert durch die regen Blätter?

Ist's ein Schleier? – Sie ist's! Ich folg', ich folge!

Zürne mir nicht, Einsamkeit, du Vertraute!

Kannst uns begleiten!

Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 41, Stuttgart [o.J.], S. 349-350.
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