Die Größe der Welt

[84] Die der schaffende Geist einst aus dem Chaos schlug,

Durch die schwebende Welt flieg ich des Windes Flug,

Bis am Strande

Ihrer Wogen ich lande,

Anker werf, wo kein Hauch mehr weht

Und der Markstein der Schöpfung steht.


Sterne sah ich bereits jugendlich auferstehn,

Tausendjährigen Gangs durchs Firmament zu gehn,

Sah sie spielen

Nach den lockenden Zielen,

Irrend suchte mein Blick umher,

Sah die Räume schon – sternenleer.


Anzufeuern den Flug weiter zum Reich des Nichts,

Steur ich mutiger fort, nehme den Flug des Lichts,

Neblicht trüber

Himmel an mir vorüber,

Weltsysteme, Fluten im Bach

Strudeln dem Sonnenwandrer nach.


Sieh, den einsamen Pfad wandelt ein Pilger mir

Rasch entgegen – »Halt an! Waller, was suchst du hier?«

»Zum Gestade

Seiner Welt meine Pfade!

Segle hin, wo kein Hauch mehr weht

Und der Markstein der Schöpfung steht!«[84]


»Steh! du segelst umsonst – vor dir Unendlichkeit!«

»Steh! du segelst umsonst – Pilger, auch hinter mir! –

Senke nieder,

Adlergedank, dein Gefieder!

Kühne Seglerin, Phantasie,

Wirf ein mutloses Anker hie.«


Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 1, München 31962, S. 84-85.
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