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[362] Von Sternen hat die Vorwelt uns gelehret,
Die Tugend, Frevel, Ruhm, Schmach, Glück, Mißlingen,
Aus den geheimnißvollen Kreißen bringen,
Und deren Macht kein Wille sich erwehret;
Von Zeichen, die der Kund'ge sieht und höret,
Und den Orakeln leichter Vogelschwingen;
Auch von Sirenen, deren zaubernd Singen
Unwiderstehlich in den Tod bethöret.
Der Jugend ziemt des Sinnbilds holde Leitung,
Doch heb', erwachsen nun, der Mensch die Stirne,
Hör auf, was in ihm, außer sich zu wähnen.
Muth, Freiheit, Kraft, sind seines Heils Gestirne,
Der Weisheit Blicke seiner Zukunft Deutung,
Wahn, Trägheit, Wollust, seiner Brust Sirenen.
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Sonette
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