2.

Die Elegie

[33] Als der Hexameter einst in unendlichen Räumen des Epos

Ernst hinwandelnd, umsonst innigen Liebesverein

Suchte, da schuf aus eignem Geblüt ihm ein weibliches Abbild,

Pentametrea, und ward selber Apoll Paranymph

Ihres unsterblichen Bundes. Ihr sanft anschmiegend Umarmen

Brachte dem Heldengemahl, spielender Genienschaar

Aehnlich, so manch anmuthiges Kind, elegeïsche Lieder.

Er sah lächelnd darin sein Mäoniden-Geschlecht.

So, freiwillig beschränkt, nachläßigen Gangs, in der Rhythmen

Wellenverschlingungen, voll lieblicher Disharmonie,

Welche, sich halb auflösend, von neuem das Ohr dann feßelnd

Sinnigen Zwist ausgleicht, bildeten dich, Elegie,

Viel der hellenischen Männer, und mancher in Latium, jedes

Liebebewegten Gemüths linde Bewältigerin.

Quelle:
August Wilhelm von Schlegel: Sämtliche Werke, Band 2, Leipzig 1846, S. 33.
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