Trinklied

[181] Zu singen am Namenstage Karls des Großen.


Es lebe Karl der Große,

Ein ächter deutscher Mann,

Und jeder Deutsche stoße

Mit seinem Becher an!


Er thronte dort in Achen

Dem altberühmten Ort,

Und Völker vieler Sprachen

Gehorchten seinem Wort.


Es hat der große Kaiser,

Trotz seinem langen Bart, –

Er war um desto weiser –

Den Ernst mit Lust gepaart.


Er liebte warme Quellen,

Und schwamm in manchem Teich;

An schönen Badestellen

Ist Achen durch ihn reich.


Den edeln Ingelheimer

Zog er bei seinem Schloß,

Wovon schon mancher Eimer

Die Kehl' uns niederfloß.
[182]

Am rüdesheimer Berge

Hat er den Wein gepflanzt,

Wo Nixen sonst und Zwerge

Um Hattos Thurm getanzt.


Wenn wir den Rheinwein trinken,

So werde sein gedacht.

Auch die westphäls-chen S-chinken

Hat er erst aufgebracht.


Er taufte ja die Sachsen,

Es war ein strenges Muß,

Er zog sie bei den Fachsen

Wohl in den Weser-Fluß.


Die heidnischen Westphalen

Die schlachteten nicht ein;

Die Mönche drauf befahlen

Ein fett Sanct Mertens Schwein.


Dem heil'gen Mann zu Ehren

Hieng man sie in den Rauch,

So sah man sich vermehren

Den lobenswerthen Brauch.


Es lebe Karl der Große,

Ein ächter deutscher Mann!

Und jeder Deutsche stoße

Mit seinem Becher an!

Quelle:
August Wilhelm von Schlegel: Sämtliche Werke, Band 2, Leipzig 1846, S. 181-183.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Flucht in die Finsternis

Flucht in die Finsternis

Robert ist krank und hält seinen gesunden Bruder für wahnsinnig. Die tragische Geschichte um Geisteskrankheit und Tod entstand 1917 unter dem Titel »Wahn« und trägt autobiografische Züge, die das schwierige Verhältnis Schnitzlers zu seinem Bruder Julius reflektieren. »Einer von uns beiden mußte ins Dunkel.«

74 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon