Der Dichter

[191] Der schwarze Mantel will sich dichter falten,

Die freundlichen Gespräche sind verschollen;

Wo allen Wesen tief Gesang entquollen,

Da muß die stumme Einsamkeit nun walten.


Es darf den großen Flug das Herz entfalten,

Und Fantasie nicht mehr der Täuschung zollen;

Was farbig prangt, muß bald ins Dunkel rollen,

Nur unsichtbares Licht kann nie veralten.


Willkommen, heil'ge Nacht, in deinen Schauern!

Es strahlt in dir des Lichtes Licht dem Frommen,

Führt ihn ins große All aus engen Mauern;


Er ist ins Innre der Natur gekommen,

Und kann um ird'schen Glanz nun nicht mehr trauern,

Weil schon die Binde ihm vom Haupt genommen.

Quelle:
Friedrich von Schlegel: Dichtungen, München u.a. 1962, S. 191.
Lizenz:
Kategorien: